Ja, ja, ja – natürlich weißt du das schon: ETFs gelten als die einfachste, günstigste und transparenteste Art zu investieren. Denn sie bieten dir breite Streuung, laufen automatisch mit dem Markt und sind perfekt für langfristigen Vermögensaufbau.
Aber (und das ist das Spannende!): Diese tollen Eigenschaften gelten nicht für alle ETF Arten!
Denn mit dem Erfolg der ETFs sind in den letzten Jahren immer neue Varianten auf den Markt gekommen. Manche davon sind einfach aufgebaut, andere kompliziert. Jedenfalls ist nicht jeder davon für Einsteiger geeignet oder hält, was er verspricht.
In diesem Beitrag zeige ich dir, welche ETF Arten es gibt, wie sie sich unterscheiden und welche du wirklich brauchst (und welche du getrost links liegen lassen kannst).
Bevor du also in Trendthemen oder smarte Strategien abtauchst, solltest du die verschiedenen ETF Arten und ihren Zweck kennen.
Über diese verschiedenen Aktien-ETF Arten schreibe ich in diesem Beitrag:
Breite Basis-ETFs bilden das Fundament deines ETF-Depots
Jedes Depot braucht zuerst ein stabiles Fundament. Das bilden die Basis-ETFs. Diese ETF Art ist sozusagen der Allrounder unter den Fonds. Sie bilden ganze Märkte oder Weltregionen ab, ohne einen Fokus auf ein spezielles Thema, eine Industrie oder ein Land zu legen. Damit sorgen sie für die wohl wichtigste Eigenschaft deines Depots: breite Streuung.
Marktbreite ETF
- Sie investieren in Hunderte oder sogar Tausende Aktien aus der ganzen Welt
- Klassiker sind der MSCI World oder der FTSE All-World
- Ziel ist eine weltweite Streuung mit nur einem ETF, ganz ohne Aufwand
- Sie sind perfekt geeignet für Sparpläne und für eine langfristige Buy-and-Hold-Strategie
Regionale ETF
- Sie konzentrieren sich auf bestimmte Regionen
- Ziel ist der Fokus auf bestimmte Wirtschaftsräume, zum Beispiel Emerging Markets oder Europe
- Sie sind gleichermaßen gut geeignet für Sparpläne und für eine langfristige Buy-and-Hold-Strategie
Wenn du ganz am Anfang stehst, reicht oft ein einziger, marktbreiter ETF. Er deckt große Teile der Weltwirtschaft ab, ist einfach, günstig, und perfekt für deinen ersten Sparplan.
Themen- und Strategie-ETFs sind ETF Arten für gezielte Chancen
Wenn dir die Basis zu langweilig wird, sind diese ETF Arten dein nächster Schritt. Themen-, Länder- und Strategie-ETFs machen dein Depot spannender. Hier geht’s nicht mehr nur um „alles rein, was geht“, sondern um gezielte Schwerpunkte: Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile, die du besonders spannend findest.
Branchen-, Länder & Themen-ETF
- Investieren in bestimmte Zukunftsbereiche, spezielle Länder oder fokussieren sich auf Branchen
- Derzeit stehen Künstliche Intelligenz, Technologie, Gesundheit, Clean Energy, Cybersecurity, Raumfahrt oder Verteidigung ganz vorn
- Solche ETF enthalten deutlich weniger Firmen, manchmal nur 30 oder 40. Vom breitem Diversifizieren kann da keine Rede mehr sein.
- Solche ETF Arten nutzt du, um Wachstumschancen in klar definierten Themenfeldern zu nutzen.
- >> Ein Beispiel für Themen-ETF sind Rüstung-ETF. Hier stelle ich dir 7 Rüstungs-ETF im Vergleich vor.
Faktor-ETF
- Sie setzen auf wissenschaftlich belegte Erfolgsfaktoren wie Value (günstige Aktien), Quality (stabile Gewinne) oder Momentum (Aktien mit Aufwärtstrend).
- Meist werden sie als Subindex eines großen Aktienindex gebildet. Zum Beispiel enthält ein MSCI World Value ETF nur Aktien aus dem MSCI World; aber eben nur die, die Value-Kriterien entsprechen
- Ziel solcher ETF Arten ist es, langfristig besser abzuschneiden als der übergeordnete marktbreite ETF. In manchen Zeiträumen gelingt ihnen das auch, aber durchaus nicht immer.
- >> Ein anderes Beispiel ist das Investieren mit der Burggraben-Strategie
Dividenden-ETF
- Sie fokussieren sich auf Unternehmen, die regelmäßig Gewinne ausschütten.
- Manche von ihnen schütten zudem regelmäßig, zum Beispiel vierteljährlich, Dividenden aus. Diese ETF Arten sind hervorragend geeignet, um ein zusätzliches Einkommen zu erzielen.
- Zu erkennen sind solche ETF meist an den Schlüsselwörtern High Dividend oder High Yield
- Ihr Ziel sind stabile Erträge, auch wenn die Kurse mal schwanken.
Small Cap oder Mid Cap ETF
- Sie investieren in kleinere, wachstumsstarke Firmen
- Bei „small cap“ handelt es sich um Firmen mit geringer Marktkapitalisierung, bei „mid cap“ um mittlere Marktkapitalisierung
- Sie bieten mehr Dynamik, bei etwas mehr Risiko
Equal Weight ETF
- Wo die allermeisten ETF die enthaltenen Firma nach Marktkapitalisierung gewichten, sind in Equal Weight ETF alle Aktien mit gleichem Anteil enthalten.
- Auch sie setzen dabei meist auf die Unternehmen, die in den großen Aktienindizes enthalten sind, und ändern nur deren Gewicht.
- Das Ziel ist die Gleichberechtigung statt Dominanz durch Großkonzerne wie Apple oder Microsoft
Themen-ETFs sind ideal, wenn du dich für ein bestimmtes Zukunftsthema begeisterst. Aber sie sollten immer nur eine Ergänzung zu deiner Basis sein, nie der Hauptbestandteil.

Smarte oder aktive ETF Arten: hier denkt dein ETF mit
Während klassische ETFs einfach nur einen Index nachbilden, versuchen diese ETF, noch einen Schritt weiterzugehen. Sie nutzen clevere Strategien, mit denen sie den Markt schlagen, Schwankungen glätten oder Erträge erhöhen wollen.
Klingt spannend – ist es auch! Aber: Diese ETFs sind nichts für den Anfang. Sie eignen sich, wenn du schon ein solides Basis-Depot hast und etwas Neues ausprobieren willst.
Aktiv gemanagte ETF
- Hier wird nicht stumpf ein Index kopiert, sondern ein Fondsmanager oder Algorithmus entscheidet, welche Aktien gekauft oder verkauft werden.
- Das Ziel ist klar: Den Markt übertreffen, mit menschlicher oder technischer Unterstützung.
- Mehr Aktivität bedeutet aber auch höhere Kosten und manchmal weniger Transparenz.
- >> Hier liest du mehr über aktive ETF
Covered Call ETF
- Diese ETF kombinieren Aktienbesitz mit dem Verkauf von Kaufoptionen („Calls“).
- Dadurch fließen regelmäßig Optionsprämien, was Zusatzerträge bringen kann. Allerdings ist das Gewinnpotenzial nach oben begrenzt.
- Ziel sind stabilere Erträge bei Seitwärtsmärkten
Gepufferte ETF
- Eine relativ neue Variante, die Verluste bis zu einem gewissen Punkt abfedert, dafür aber auch die Gewinne deckelt.
- Ziel solcher ETF ist weniger Nervenkitzel in schwankungsreichen Phasen
Diese ETFs sind spannend, aber nichts, womit du starten solltest. Sie verlangen etwas Erfahrung und sind nur für sehr spezielle Anwendungsfälle geeignet.
Risiko- und Schutzstrategien: Steuern statt zuschauen
Manche ETF Arten sind nicht für mehr Rendite gedacht, sondern für mehr Kontrolle. Sie helfen dir, Schwankungen abzufedern, Währungsrisiken zu reduzieren oder gezielt auf Marktbewegungen zu setzen.
Gerade in unruhigen Börsenzeiten ist das verlockend, aber nicht jede dieser Strategien passt für den langfristigen Vermögensaufbau.
Währungsgesicherte ETF
- Wenn du z. B. in einen US-Aktien-ETF investierst, beeinflusst auch der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar deine Rendite
- Währungsgesicherte ETFs („hedged“) gleichen diese Schwankungen aus
- Diese Versicherung gegen Wechselkursschwankungen verlangt höhere Kosten als du ungesicherten ETF
- Ziel ist ruhigerer Depotverlauf ohne Währungsschwankungen
- >> Hier liest du mehr über das Währungsrisiko in ETF
Gehebelte ETF
- Sie vervielfachen die täglichen Kursbewegungen eines Index, zum Beispiel doppelt (2x) oder dreifach (3x).
- Das funktioniert in beide Richtungen: Gewinne steigen schneller, aber Verluste ebenso.
- Ziel: Kurzfristige Renditechancen mit hohem Risiko.
- >> Hier liest du mehr über den MSCI World ETF mit 2x Hebel und seine ETF-Kollegen
Gepufferte ETF
- siehe oben
Diese ETF Arten sind nichts für deinen Alltag an der Börse, sondern für klare taktische Entscheidungen. Sie eignen sich nicht für Sparpläne, und nicht für langfristiges Buy-and-Hold.
Nachhaltige ETF wollen mit gutem Gewissen investieren
Viele Anleger möchten heute nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas bewirken. Und genau dafür gibt es nachhaltige ETF Arten, die Umwelt- und Sozialaspekte in die Geldanlage einbeziehen. Sie schließen bestimmte Branchen aus (z. B. Waffen, Tabak oder fossile Energien) oder bevorzugen Unternehmen, die besonders verantwortungsvoll wirtschaften.
Wie streng diese Auswahl ist, hängt allerdings vom jeweiligen Ansatz ab.
ESG-ETF
- ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
- Ziel: In Firmen investieren, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
- Jedoch ist das ESG-Kriterium kein sehr hartes. Viele der im Mutterindex enthaltenen Unternehmen schaffen es auch in den ESG-Subindex
SRI-ETF
- Socially Responsible Investing geht einen Schritt weiter: Hier wird besonders konsequent gefiltert.
- Ziel sind strengere Auswahl für besonders nachhaltige Portfolios.
- Bei ESG-Subindizes werden auch wirklich ordentlich Firmen rausgefiltert, sodass der Subindex deutlich kleiner ist als der Mutterindex
SFDR-ETF
- Sie sind strenggenommen keine eigene ETF-Art, sondern eine Kategorisierung bestehender ETF.
- Sie folgen den EU-Vorgaben zur Transparenz.
- Ziel ist eine klare Einordnung, ob ein ETF nur Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt (Artikel 8) oder gezielt nachhaltige Ziele verfolgt (Artikel 9).
- Die Einstufung nach SFDR-Artikel 6 (keine Nachhaltigkeitsziele), Artikel 8 oder 9 findest du im Factsheet des ETF, zum Beispiel bei justetf.com
- >> Meinen besten Tipp für die nachhaltige Geldanlage liest du hier
Nachhaltige ETFs sind eine tolle Ergänzung. Aber schau genau hin, wie „grün“ dein ETF wirklich ist. Oft steckt hinter dem Label mehr Marketing als Substanz. Lies dir daher immer an, nach welchen Kriterien gefiltert wird, bevor du investierst.
Ausblick: ETFs gibt’s nicht nur für Aktien
In diesem Beitrag ging es um die wichtigsten ETF Arten auf Aktien. Aber wusstest du, dass es auch ETFs auf andere Anlageklassen gibt?
Diese Varianten eröffnen dir ganz neue Möglichkeiten, dein Depot breiter aufzustellen – vom defensiven Zinsbaustein bis zur modernen Beimischung mit Zukunftspotenzial.
- Anleihe-ETFs, wenn du regelmäßige Zinsen statt Kursschwankungen suchst,
- Rohstoff-ETCs, etwa auf Gold oder Öl,
- Krypto-ETCs, mit denen du z. B. in Bitcoin oder Ethereum investieren kannst,
- oder Multi-Asset-ETFs, die mehrere Anlageklassen in einem Produkt kombinieren.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie du mit ETFs auf verschiedene Anlageklassen dein Depot noch stabiler und vielseitiger machst, dann komm in meinen ETF-Pinkpower Kurs!
Fazit: welche ETF Art passt zu dir?
ETFs sind großartig! Aber eben nicht alle gleich.
Von breiten Basis-ETFs über spannende Themen-ETFs bis zu aktiven oder nachhaltigen Varianten: Jede dieser ETF Arten verfolgt ein anderes Ziel. Wichtig ist nicht, alles zu kennen, sondern zu wissen, welche ETF Art zu dir und deiner Anlagestrategie passt.
Starte mit einer soliden Basis, bleib neugierig, und ergänze dein Depot Schritt für Schritt, wenn du dich sicher fühlst. So baust du dir nicht nur ein starkes Portfolio auf, sondern auch Selbstvertrauen an der Börse.
>> Und höre auf, nach dem einen der beste ETF zu suchen. Den gibt es nämlich nicht.
FAQ
Welche ETF Arten gibt es?
Es gibt viele verschiedene ETF Arten, die sich nach ihrem Ziel oder Fokus unterscheiden. Die wichtigste Unterscheidung besteht in der Anzahl und Auswahl der enthaltenen Aktien.
Zu den wichtigsten gehören Basis-ETFs (z. B. MSCI World), Themen-ETFs (z. B. Technologie oder Clean Energy), Faktor-ETFs, Dividenden-ETFs, nachhaltige ESG-ETFs sowie spezielle Strategien wie gehebelte oder gepufferte ETFs.
Welcher ETF eignet sich am besten für Einsteiger?
Für Einsteiger sind marktbreite Basis-ETFs ideal, zum Beispiel auf den MSCI World oder den FTSE All-World.
Sie bieten sofort eine weltweite Streuung, geringe Kosten und du musst dich nicht um sie kümmern. Diese ETF Art ist der einfachste Weg, langfristig Vermögen aufzubauen.
Was ist der Unterschied zwischen Basis- und Themen-ETFs?
Basis-ETFs bilden große Märkte oder Regionen ab, enthalten meist mehr als 1000 Aktien und sorgen für Stabilität.
Themen-ETFs dagegen konzentrieren sich auf einzelne Branchen oder Zukunftstrends. Manche von ihnen enthalten nur 20-40 Aktien. Sie bieten mehr Renditechancen, aber auch mehr Risiko – deshalb eignen sie sich am besten als Ergänzung, nicht als Fundament.
Sind nachhaltige ETF Arten genauso rentabel wie klassische ETFs?
Das hängt von der Auswahl ab. Viele nachhaltige ETFs entwickeln sich ähnlich wie klassische Markt-ETFs, manche etwas besser oder schlechter – je nach Marktphase.
Wichtig ist, genau hinzuschauen, welche Kriterien der ETF wirklich erfüllt, bevor du investierst. Denn es sind vermutlich nicht deine Nachhaltigkeits-Kriterien.
Welche ETF Art sollte ich meiden?
Vorsicht bei gehebelten ETFs oder sehr aktiven Strategien, wenn du gerade erst anfängst.
Diese ETF Arten reagieren stark auf kurzfristige Marktbewegungen und sind eher für erfahrene Anleger geeignet.
Für langfristige Ziele sind marktbreite ETFs die bessere Wahl.




