Die Aktienrente kommt in 2023. Wird sie die gesetzliche Rentenversicherung verändern und bereichern? Wird sie Dich bei künftigen Beiträgen unterstützen und die Zukunft der Rentenversicherung stabilisieren?
Heute ist die Rente ein Generationenvertrag
Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist ein Generationenvertrag: Deine heutigen Beiträge fließen direkt an die heutigen Rentner. Du erwirbst mit Deinen Beiträgen Ansprüche für Deine künftige Rente. Aber durch die Umverteilung von den Erwerbstätigen zu den Rentnern in der Gegenwart erfolgt kein Ansparen eines Kapitalstocks, von dem Du in Zukunft zehren könntest. Deine eingezahlten Beiträge sind für Dich erstmal verloren. Für Deine eigene Alterssicherung musst Du darauf vertrauen, dass künftige Gesetze Deine Rentenansprüche in ein auskömmliches Rentenniveau übersetzen werden.
Ist die Rente wirklich sicher?
Aber wie sicher ist die Rente in Zukunft? Bereits im heutigen Umlageverfahren entstehen große Lücken, die aus Steuermitteln finanziert werden. Bis zu 100 Milliarden Euro jährlich fließen so aus dem Bundeshaushalt an die Rentner, ohne dass Du für Deine gezahlten Steuern Rentenansprüche erwirbst.
Noch bis 2025 gilt eine doppelte Haltelinie: das Rentenniveau darf nicht unter 48% sinken und die Beiträge nicht über 20% steigen. Offensichtlich kann das nicht funktionieren: die Einnahmen bleiben konstant oder sinken, denn die Anzahl der Erwerbstätigen schrumpft, obwohl die Ausgaben durch eine höhere Anzahl von Rentnern steigen. Daraus gibt es nur wenige Auswege, von denen ein höheres Eintrittsalter, weniger Anspruchsberechtigte, geringere Renten oder höhere Beiträge aus verschiedenen Gründen nicht gewollt sind.
Der Weg in eine kapitalgedeckte Altersvorsorge
Was aber ist ein möglicher Ausweg? Der Aufbau eines Kapitalstocks, der über den Zinseszinseffekt wächst und künftig Renditen abwirft, aus denen die Renten bezahlt und die Beiträge reduziert werden können, ist sicher einer. Denn was im Privaten funktioniert, funktioniert auch auf staatlicher Ebene. Aufgrund größerer Marktvolumina und geringerer Kosten durch Skalierungseffekte vielleicht sogar noch besser. Denn als Kleinanleger bezahlst Du überproportional höhere Kosten und kannst nicht von Mengendeals profitieren.
Wie die Aktienrente zum Start geplant ist
Die Aktienrente soll 2023 starten. Was genau ist geplant? Mit vorerst 10 Milliarden Euro soll ein neuer staatlicher Fonds aufgebaut werden, der in aktive und passive Finanzprodukte, vor allem in Aktien, auch unter Nachhaltigkeitskriterien investiert. In den ersten Jahren soll der Fonds zunächst durch den Zinseszinseffekt wachsen und auch mit zusätzlichen Mitteln gefüttert werden. Erst ab den 2030er Jahren sollen die Renditen dann für Rentenzahlungen eingesetzt werden und somit den Beitragssatz stabilisieren.
Woher das Geld kommen soll
Die 10 Milliarden Euro für die Erstinvestitionen sollen nur zum Teil aus Steuermitteln finanziert werden, der andere Teil als Schulden am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Das kann ein gutes Geschäft sein, weil die Kreditzinsen durch Deutschlands gute Bonität deutlich unter den erwarteten Renditen liegen.
Die Aktienrente ist eigentlich eine Aktienrücklage
Strenggenommen handelt es sich also nicht um eine Aktienrente, bei dem Deine Einzahlungen Deinen Kapitalstock aufbauen würden. Vielmehr ist es eine Aktienrücklage für die Rentenversicherung.
Die Abkehr vom Generationenvertrag
Der Einstieg in die Kapitaldeckung der Rentenversicherung ist mit 10 Milliarden Euro ein erster Schritt in die richtige Richtung. Bei einem Verhältnis von allein 100 Milliarden Euro an jährlichen Steuerzuschüssen zu den laufenden Rentenverpflichtungen ist dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein von diesem Geld können wir uns in den 2030er Jahren noch keine Wunder erwarten.
Aber immerhin ist es ein erster Schritt in die Abkehr vom Generationenvertrag zu einer Kapitaldeckung der Rente, was ich sehr begrüße. Und vielleicht entfaltet der staatliche Mut zur Aktienrente auch eine Sogwirkung auf die Bürger, sodass mehr Privatpersonen an der Börse investieren.
Ich verlasse mit trotzdem nicht auf die gesetzliche Rente
Und trotzdem verlasse ich mich bei meiner Altersvorsorge nicht auf die gesetzliche Rente. Meine private Altersvorsorge besteht aus meinem Depot, mit dem ich in Aktien, ETF, Rohstoffe und Kryptowährungen investiert habe, sowie aus Beiträgen zum Pensionsfonds meines Arbeitgebers.
Auch Du solltest unbedingt privat für Dein Alter vorsorgen. Bereits kleine Beträge wachsen über viele Jahre mit dem Zinseszinseffekt zu einem stattlichen finanziellen Polster an. Gestalte Deine finanzielle Zukunft unbedingt selbst und verlasse Dich nicht (nur) auf die künftige Politik!
Was denkst Du über die geplante Aktienrente? Scheust Du die Schuldenfinanzierung und die kurzfristigen Risiken am Kapitalmarkt? Oder bist Du von den langfristigen Renditechancen am Kapitalmarkt überzeugt? Lass es mich gern in den Kommentaren oder in den sozialen Netzwerken wissen!