1 Euro ist ein Euro? Über Bargeld und Buchgeld

Gibt es einen Unterschied zwischen Bargeld und Buchgeld? Ein Euro ist ein Euro, egal ob in meiner Geldbörse oder auf meinem Konto. Stimmt das auch? Lies über den Unterschied zwischen Zentralbankgeld und Giralgeld.
Bargeld und Buchgeld

Damals, als man Hörbücher noch auf CDs hörte, fiel mir eine solche in die Hände: ‘Was ist Geld?’ Zwanzig Jahre nach meiner ersten Frage an meine Mama sollte mein Interesse also endlich gestillt werden. Ich schob die CD schnell in den Player und einige Minuten später war ich fassungslos. Denn es gibt verschiedene Arten von Geld: Bargeld und Buchgeld. Und zwischen denen gibt es interessante Unterschiede. Viele meiner Vorstellungen über das Wesen von Geld wurden darin über den Haufen geworfen. Wenn Du jetzt weiterliest, wird sich vermutlich auch Dein Geldbild ändern.

Bargeld – die Lizenz zum Gelddrucken

Mein erster Glaubenssatz über Geld war: Ein Euro ist ein Euro. Egal ob der auf meinem Konto oder in meiner Geldbörse liegt. Aber tatsächlich gibt es einen Unterschied zwischen Bargeld in meiner Geldbörse und Buchgeld auf meinem Konto.

Bargeld wird von der europäischen und den nationalen Zentralbanken ausgegeben. Die Zentralbanken haben das Währungsmonopol, sie schaffen mit Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel und steuern dessen Menge. Streng genommen gilt sogar nur Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel; unbare Zahlungen zwischen Girokonten müssen zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden. Bargeld ist eine Verbindlichkeit der Zentralbank, es ist also Zentralbankgeld.

Buchgeld – aus dem Nichts erschaffen

Die Zahlen auf Deinem Konto dagegen sind anderes Geld. Es wird Buchgeld, oder auch Giralgeld genannt.

Buchgeld wird nicht von der Zentralbank, sondern von privaten Geschäftsbanken erzeugt. Und so kommt das Buchgeld in die Welt: Immer dann, wenn Du einen Kredit bei einer Bank aufnimmst, oder der Bank Vermögenswerte verkaufst, wird Dir ein Geldwert gutgeschrieben, also Dein Kontostand erhöht. Es wird Dir also Geld auf Dein Konto gutgeschrieben, das es vorher noch nicht gab! Im Gegenzug hat die Bank Forderungen gegen Dich, und das erzeugte Geld wird wieder vernichtet, sobald Du Deinen Kredit zurückzahlst. Buchgeld ist also die Verbindlichkeit privater Banken.

Natürlich kann Bargeld in Buchgeld umgewandelt werden, zum Beispiel beim Geldabheben am Automaten. So trivial der Prozess Dir auch erscheint: im Hintergrund laufen Prozesse zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken ab, um Buchgeld zu Bargeld zu wandeln.

Geldmenge

Mein zweiter Glaubenssatz über Geld war: die Geldmenge ist starr und wird bestimmt durch den Wert aller ausgegebenen Münzen und Scheine. Denn ich dachte, dass meine Bank den Geldwert meines Kontostandes als Bargeld im Tresor liegen hat. Aber nein: Tatsächlich übersteigt die Buchgeldmenge die Zentralbankgeldmenge bei Weitem!

Die Buchgeldmenge schwankt. Bei jedem genehmigten Kredit wird Buchgeld erzeugt und erst wieder vernichtet, wenn der Kredit zurückgezahlt wird. Folglich ist die Geldmenge abhängig von der Nachfrage nach Krediten, also vom Zinsniveau und der gesamtwirtschaftlichen Lage.

Du siehst also: es ist keineswegs so, dass Banken nur Zwischenhändler sind, die Geld zwischen den Sparern und den Kreditsuchenden vermitteln. Sondern die Geschäftsbanken erschaffen Geld aus dem Nichts und finanzieren damit unser Wirtschaftswachstum. Demzufolge ist also auch die Geldmenge nicht an die Realwirtschaft gekoppelt und entspricht nicht dem Wert aller Waren und Dienstleistungen.


Warum waren mir diese beiden Artikel über Geld wichtig? Wir werden im nächsten Artikel in Kryptowährungen einsteigen. Wir haben jetzt die Grundlagen gelegt, um zu verstehen, warum Kryptowährungen überhaupt funktionieren, wo der Unterschied zwischen Stablecoins und digitalen Währungen ist und wie Kryptowährungen mit dem traditionellen Geldsystem interagieren. Sei gespannt!


Wusstest Du das alles schon? Oder habe ich auch Deine Vorstellungen über das Wesen von Geld über den Haufen geworfen? Lass es mich in den Kommentaren wissen.

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