Damals, als man Hörbücher noch auf CDs hörte, fiel mir eine solche in die Hände: ‘Was ist Geld?’ Bereits mit 5 Jahren hatte ich meiner Mama genau diese Frage gestellt, und jetzt sollte sie endlich beantwortet werden. Ich schob die CD also schnell in den Player und einige Minuten später war ich fassungslos. Denn es gibt verschiedene Arten von Geld: Bargeld und Buchgeld. Und zwischen denen gibt es interessante Unterschiede. Viele meiner Vorstellungen über das Wesen von Geld wurden in den folgenden Minuten über den Haufen geworfen.
Wenn Du jetzt weiterliest, wird sich auch Dein Verständnis über das Wesen von Geld ändern. Es ist ein sehr interessantes Thema, und kaum bist du eingetaucht, kannst du immer tiefer und tiefer tauchen. Schlussendlich wird dich das Verständnis unseres Geldsystems vermutlich, wie mich, in Sachwerte wie Aktien und Bitcoin treiben.
Über Bargeld und Buchgeld in Kürze
Bargeld ist Zentralbankgeld
Bargeld wird gedruckt
Mein erster Glaubenssatz über Geld war: Ein Euro ist ein Euro. Egal ob der auf meinem Konto oder in meiner Geldbörse liegt. Aber tatsächlich gibt es einen Unterschied zwischen Bargeld und Buchgeld, zwischen dem Euro in meinem Portemonnaie und meinem Girokonto.
Bargeld wird von der europäischen und den nationalen Zentralbanken ausgegeben. Bargeld entsteht genau so, wie du es dir vorstellst: Bargeld wird gedruckt oder geprägt. Die Zentralbanken haben das Währungsmonopol, sie schaffen mit Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel und steuern dessen Menge.
Unser Bargeld hat keinen intrinsischen Wert
Dabei sind die Münzen zu einem kleinen Teil durch ihren Metallgehalt mit einem Wert gedeckt, die Scheine allerdings sind wirklich nur Papier. Erst unser Vertrauen in die Zentralbank gibt den Scheinen einen Wert; durch echte Werte, zum Beispiel Gold im Tresor der Zentralbank, gedeckt ist es nicht.
Streng genommen gilt sogar nur Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel; unbare Zahlungen zwischen Girokonten müssen zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden. Da Bargeld von der Zentralbank herausgegeben wird, ist es eine Verbindlichkeit der Zentralbank, es ist also Zentralbankgeld.
Ein gutes Video über die Entstehung von Bargeld findest du hier bei der Bundesbank.
Buchgeld ist das Geld der Geschäftsbanken
Das Buchgeld wird aus dem Nichts erschaffen
Die Zahlen auf Deinem Konto dagegen sind anderes Geld. Es wird Buchgeld, oder auch Giralgeld genannt. Und jetzt wirst du überrascht: denn dieses Buchgeld existiert nicht physisch, sondern nur als Zahlen auf deinem Konto. Buchgeld wird außerdem nicht von der Zentralbank, sondern von privaten Geschäftsbanken erzeugt.
Buchgeld kommt in die Welt, indem jemand einen Kredit bei einer Bank aufnimmt, oder der Bank Vermögenswerte verkauft. Dann wird dem Kreditnehmer oder Verkäufer ein Geldwert gutgeschrieben, also dessen Kontostand erhöht. Es wird also Geld auf ein Konto gutgeschrieben, das es vorher noch nicht gab! Im Gegenzug hat die Bank Forderungen gegen den Verkäufer oder Kreditnehmer, und das erzeugte Geld wird wieder vernichtet, sobald der Kredit zurückgezahlt wird. Buchgeld ist also die Verbindlichkeit privater Banken.
Weil das Buchgeld nicht real existiert, sind Bankruns gefährlich
Natürlich kann Bargeld in Buchgeld umgewandelt werden, zum Beispiel beim Geldabheben am Automaten. So trivial der Prozess Dir auch erscheint: im Hintergrund laufen Prozesse zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken ab, um Buchgeld zu Bargeld zu wandeln. Gefährlich wird diese Umwandlung übrigens dann, wenn alle Kunden einer Bank ihr Buchgeld gleichzeitig abheben wollen, in einem sogenannten Bankrun. Dann nämlich zeigt sich schnell, dass das Buchgeld nicht als Bargeld im Tresor liegt.
Die Bundesbank bietet hier auch ein Erklärvideo über die Entstehung von Buchgeld an.
Das Buchgeld existiert keineswegs als Bargeld!
Die Geldmenge ist keineswegs starr
Mein zweiter Glaubenssatz über Geld war: die Geldmenge ist starr und wird bestimmt durch den Wert aller ausgegebenen Münzen und Scheine. Denn ich dachte, dass meine Bank den Geldwert meines Kontostandes als Bargeld im Tresor liegen hat. Aber nein: Tatsächlich übersteigt die Buchgeldmenge die Zentralbankgeldmenge bei Weitem!
Die Buchgeldmenge schwankt. Bei jedem genehmigten Kredit wird Buchgeld erzeugt und erst wieder vernichtet, wenn der Kredit zurückgezahlt wird. Folglich ist die Geldmenge abhängig von der Nachfrage nach Krediten, also vom Zinsniveau und der gesamtwirtschaftlichen Lage.
Die Aufgabe der Banken ist eine andere als gedacht
Du siehst also: es ist keineswegs so, dass Banken nur Zwischenhändler sind, die Geld zwischen den Sparern und den Kreditsuchenden vermitteln. Sondern die Geschäftsbanken erschaffen Geld aus dem Nichts und finanzieren damit das Wirtschaftswachstum. Demzufolge ist also auch die Geldmenge nicht an die Realwirtschaft gekoppelt und entspricht nicht dem Wert aller Waren und Dienstleistungen.
Schau auch gern weiter bei der Bundesbank, hier ist ein Video über Zentralbankgeld.
Bargeld und Buchgeld im Vergleich zu anderem Geld
Bitcoin ist etwas ganz anderes als Bargeld und Buchgeld
Aber wie nun passt Bitcoin in das Konzept von Bargeld und Buchgeld? Gar nicht! Denn Bitcoin ist ein Geldsystem, das außerhalb von Zentral- und Geschäftsbanken funktioniert. Es wird durch ein dezentrales, privat organisiertes Projekt herausgegeben. Das Vertrauen, dass wir beim Konzept von Bargeld und Buchgeld in die Banken setzen müssen, wird bei Bitcoin durch Technologie und Mathematik ersetzt. Und der Wert von Bitcoin ist durch den Stromeinsatz beim Erschaffen gedeckt, aber all das ist ein anderes Thema.
Der digitale Euro ist Zentralbankgeld
Du hast vielleicht schon vom digitalen Euro gehört. Einige Zentralbanken arbeiten derzeit an Konzepten für CBDC, Central Bank Digital Currencies, so auch die Europäische Zentralbank. Aus Kritik an der Abhängigkeit von US-amerikanischen Zahlungsabwicklern im digitalen Zahlungsverkehr will die Europäische Zentralbank ein eigenes digitales Geld erschaffen. Dieser digitale Euro wäre eine digitale Entsprechung von Bargeld im oben beschriebenen Konzept von Bargeld und Buchgeld.
Klingt gut? Ist es aber keineswegs. Lies in diesem Beitrag meine Kritik am digitalen Euro.
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