Die Börse erklärt – wie sich Käufer und Verkäufer finden

Ich gebe Dir überraschende Einblicke in den Börsenhandel: was tatsächlich zwischen Verkauf und Kauf eines Wertpapiers passiert

Ich bin total begeistert von der Börse. Weil sich hinter dem Begriff ‚Börse‘ so viel versteckt: ich liebe das Beobachten der Aktienkurse und das Fiebern, ob meine Wetten aufgehen. Ich verschlinge alles, was mir die Börse erklärt: Zeitschriften, Podcasts, Videos. Ich sauge Nachrichten über betriebs- und volkswirtschaftliche Daten in mich ein und lerne ständig etwas über die Auswirkungen von Ereignissen auf verschiedene Anlageklassen hinzu. Ich staune über die Macht der Psychologie, wenn viele Menschen und viel Geld aufeinandertreffen. Und ich frage mich, was im Hintergrund passiert: wie werden die Preise von Wertpapieren festgelegt? Was läuft im Hintergrund an der Börse ab, wenn Käufer und Verkäufer von Wertpapieren zusammenfinden müssen? Wie gelangt eine Aktie in mein Depot?

Die trockene Theorie über die Börse erklärt

Die Börse erklärt bei einem Bummel über den Wochenmarkt

Auf dem Wochenmarkt in deiner Stadt herrscht reger Betrieb: viele Landwirte stehen da an ihren Marktständen, verkaufen Äpfel und Orangen, Käse und Honig, Fisch und Fleisch. Während du mit vielen anderen Besuchern gemütlich über den Markt schlenderst, vergleichst du die Preise für all die Leckereien. Äpfel und Orangen findest du an vielen der Marktstände, und deren Preise sind gleich. Tatsächlich stellt sich auf dem Markt der Preis ein, zu dem Käufer bereit sind zu kaufen und Verkäufer bereit sind zu verkaufen.

Der Wochenmarkt konzentriert Käufer und Verkäufer zeitlich und örtlich, bietet ein großes Produktangebot, stellt die Preise transparent dar und funktioniert nach festgelegten Regeln. Die Börse erklärt sich ebenso: als ein Marktplatz, an dem Käufer und Verkäufer zusammenkommen, um standardisierte Produkte zu handeln.

Die Börse erklärt fungible Waren: Wertpapiere, Rinderhälften, Ölfässer

An einer Börse kommen Käufer und Verkäufer zusammen, die fungible Waren unter beaufsichtigter Preisbildung handeln wollen. Fungibel ist eine Ware, wenn sie ohne Wertverlust gegen ein anderes Stück derselben Ware austauschbar ist. Das funktioniert gut für standardisierte Waren wie Äpfel und Orangen, Geldscheine und Wertpapiere, Kaffeebohnen und Rinderhälften, Öl und Strom sowie Emissionsrechte.

Das Gegenteil von fungibel ist nicht-fungibel: stell dir ein Kartenspiel vor. Von hinten sehen alle Karten gleich und standardisiert aus. Aber es ist ein großer Unterschied, ob du im Spiel ein Ass auf der Hand hast oder nur eine Lusche. Solche nicht-fungiblen Dinge werden nicht an einer Börse gehandelt.

Der Vorteil der Börse erklärt sich für alle Marktteilnehmer

Verkäufer und Käufer haben einen Vorteil vom Börsenhandel, denn mit dem Zusammentreffen vieler Kaufs- und Verkaufswünsche bleiben Preise stabil, Nebenkosten niedrig und Betrug wird vermieden. Außerdem fließt Information über die Handelsgüter schnell zwischen den Marktteilnehmern und wird sofort in den Preisen abgebildet.

Die Börse erklärt sich eben nicht mehr als Tauschhandel

In meiner früheren Vorstellung habe ich mir die Börse erklärt als direkten Tausch der Wertpapiere zwischen Käufer und Verkäufer. Zu einem Kaufwunsch müsste also immer ein Verkaufswunsch zum gleichen Preis und in der gewünschten Menge vorliegen. Aber das wäre wenig praktikabel: denn wöllte ich genau zwölf meiner Aktien zu zehn Euro verkaufen, müsste ein Käufer genau jetzt Interesse an genau zwölf Aktien zu zehn Euro haben. Tatsächlich funktionieren heute nur noch die wenigsten Börsen nach diesem Auktionsprinzip, wie beispielsweise die Nebenwerte an der Deutschen Börse.

Market Maker stehen immer zwischen Verkauf und Kauf bereit

Viele Börsen, zum Beispiel die NASDAQ, nutzen Market Makers, die als Drittpartei zwischen Käufer und Verkäufer bereitstehen, um als „Superkäufer“ jeden Verkaufswunsch (meine zwölf Aktien zu zehn Euro) auf eigene Rechnung aufzukaufen und später an kaufwillige Interessenten zu verkaufen. Market Maker gewährleisten, dass jederzeit Wertpapiere gehandelt werden können. Lies auch gern in diesem Beitrag über Market Maker weiter.

Es geht auch ohne die Börse

Der Handel außerhalb der Börse erklärt mit außerbörslichen Verträgen

Direkte Transaktionen zwischen Käufern und Verkäufern ohne Nutzung der Börse gibt es auch, aber das bleibt für uns Kleinanleger verborgen. Im Over-the-counter Handel (OTC) handeln institutionelle Marktteilnehmer außerbörsliche Verträge aus. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sich Beteiligungsfirmen von einem großen Aktienpaket einer anderen Firma trennen wollen, das sie besitzen. Würde dieses Aktienpaket, also sehr viele Aktien, gleichzeitig an die Börse kommen, würde das plötzliche Überangebot zu einem Preisverfall führen.

Verdunkelung zwischen Verkauf und Kauf

Trotz der Vorteile einer Börse und abseits der Öffentlichkeit findet in Deutschland rund die Hälfte, in den USA sogar zwei Drittel des Gesamtvolumens außerbörslich statt. In sogenannten Dark Pools werden Auftragsbestand und Marktteilnehmer verdunkelt. Vor allem institutionelle Investoren schätzen eine solche Intransparenz, denn so können große Wertpapierorders gehandelt werden, ohne große Preisverwerfungen am Markt zu verursachen.


Soweit zur Geschichte und Funktionsweise einer Börse. Was aber passiert im Hintergrund, nachdem Du den Kaufen-Button in Deinem Orderformular bestätigt hast?

Börse erklärt zwischen Verkauf und Kauf

Die nicht-digitale Wahrheit über die Existenz von Wertpapieren

An Deinem gewählten Börsenplatz wird ein Market Maker bereitstehen, um Dir das Wertpapier zu Deinem gewünschten Preis zu verkaufen. Jetzt muss eigentlich nur noch der Übertrag aus dem Depot des Verkäufers in Dein Depot erfolgen. Ich dachte immer, dass das Wertpapier nur in elektronischer Form existieren würde und als Bits und Bytes zwischen den Depots fließen würde, aber die Wahrheit sieht anders aus.

Es gibt (immer noch) Papieraktien

Denn in Deutschland werden Aktien noch in Papierform ausgegeben. Die Papieraktien liegen bei einem Zentralverwahrer, sozusagen ein Super-Tresor für alle Banken. Das ist Clearstream. Der deutsche Teil von Clearstream verwahrt immer noch über 25 Millionen Wertpapiere in einem echten Tresor. Für mich unfassbar, aber diesen Tresor würde ich schrecklich gern einmal sehen!

Dein Depotauszug verbrieft Dir das Recht an den Papieraktien

Clearstream ist nicht nur ein echter Wertpapiertresor, sondern wickelt auch den Eigentumsübertrag zwischen Verkäufer und Käufer ab. Dein Depotauszug verbrieft Dir das Eigentum an den Aktien, die bei Clearstream liegen. Clearstream weiß, wem welche Aktie zu welchem Zeitpunkt gehört. Dein Kauf läuft also über Bank, Börse, Market Maker und Zentralverwahrer, bevor er abgeschlossen ist. Selbstverständlich verdient auch jeder dieser Intermediäre an Deinem Kauf.


Da stellen sich schon die Fragen, warum es noch Papieraktien gibt, warum es all diese Intermediäre braucht und ob es nicht irgendwie einfacher und kostengünstiger geht?

Die technologische Geschichte der Börse erklärt

Das Finanzwesen war immer schon ein Vorreiter für Innovation

Denn schließlich waren das Finanzwesen und Börsen schon immer frühe Anwender neuer Technologien. Nachdem im 16. Jahrhundert erste Börsenhäuser gebaut wurden, handelte man in Präsenz auf dem Parkett.

  • Bereits 1867 wurde in den USA das erste Echtzeit-Massenmedium, ein telegrafischer Drucker, eingeführt, der die Kurse in Echtzeit an Empfängergeräte außerhalb der Börse sendete.
  • In Berlin wurde 1965 eine neue Kursanzeigentafel in Betrieb genommen, die die Kurse mithilfe von Diaprojektoren anzeigte, die gefilmt und auf die Bildschirme außerhalb der Börse übertragen wurde.
  • Dann wurde 1971 mit der NASDAQ in den USA der elektronische und automatisierte Börsenhandel begründet.
  • Und seit 1997 muss in Deutschland kein Mensch mehr das Parkett betreten. Die Börse ist seit dem vollelektronischen Handelssystem Xetra überall dort, wo ein Bildschirm steht.

Ich bin überzeugt: vor der Börse liegt eine technologische Revolution. Mit der Blockchain und deren Anwendungen ergeben sich neue Möglichkeit, Wertpapiertransaktionen rein digital abzuwickeln. Siemens hat bereits eine rein digitale Anleihe auf der Blockchain ausgegeben.


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