Die Zukunft des Geldes mit dem digitalen Euro

Mit dem digitalen Euro wird das Bargeld ersetzt oder ergänzt. Aber hat er auch die gleiche Funktion wie Bargeld? Und wie grenzt er sich von Kryptowährungen ab?

Der digitale Euro wird kommen. In der letzten Woche, am 28.06.2023, hat die Europäische Kommission einen Gesetzesvorschlag zum digitalen Euro veröffentlicht. Mit dem digitalen Euro soll in Zukunft jeder Europäer im gesamten Währungsraum kostenlos digital bezahlen können. Lässt Dich dieser Satz vermuten, dass Du bisher noch nicht digital und kostenlos bezahlen konntest, passt aber so gar nicht zu Deinem Alltag mit Paypal, Apple Pay und Kreditkarte oder sogar mit Bitcoin, Ether und Stablecoins? In diesem Beitrag ordne ich den digitalen Euro in die verschiedenen Arten von Geld ein.

Ein Euro ist ein Euro ist ein (digitaler) Euro? Mitnichten!

Der Euro in Deinem Geldbeutel hat zwar dieselbe Kaufkraft wie der Euro auf Deinem Konto, der Euro auf Deinem Paypal-Account und der Stablecoin-Euro in Deiner Kryptowallet. Aber jeder dieser Euros stellt etwas vollkommen anderes dar:

Der Euro in Deinem Geldbeutel – Bargeld

Der Euro in Deinem Geldbeutel ist Geld, das von der Zentralbank direkt herausgegeben wird. Das Bargeld ist sehr sicher, denn die Zentralbank kann niemals insolvent werden. Du kannst mit Bargeld anonym, ohne Mittelsmann und ohne zusätzliche Gebühren zahlen. Bargeld ist außerdem das einzige gesetzliche Zahlungsmittel.

Aber Bargeld ist in großen Mengen nicht praktikabel und bringt Dir keine Zinsen. Außerdem beschränkt sich Dein Bargeld auf die Menge in Deinem Tresor oder Geldbeutel, denn Du hast selbst kein Konto bei der Zentralbank.

Der Euro auf Deinem Konto – Giralgeld

Dein Konto führst Du bei einer Geschäftsbank. Dein Guthaben dort ist das sogenannte Buch- oder Giralgeld, das nicht von einer Zentralbank herausgegeben, sondern von den Geschäftsbanken geschöpft wird. Das Geld auf Deinem Konto existiert aber nicht als Münzen, Scheine oder Goldbarren im Tresor Deiner Bank, sondern nur als Zahl auf Deinem Konto! Giralgeld wird nur durch den gesetzlichen Einlagensicherungsfonds bis zu einer Höhe von 100.000 Euro abgesichert, darüber hinaus kannst Du das Geld auf Deinem Girokonto durch Insolvenz der Bank verlieren.

Da Giralgeld nicht das gesetzliche Zahlungsmittel ist, müssen unbare Zahlungen zwischen Girokonten zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden. Die meisten innerdeutschen Online-Überweisungen sind kostenlos, ins Ausland können Überweisungen aber schnell teuer werden und lang dauern.

Der Euro in Deinem Paypal-Account

Paypal ist ein Zahlungsdienstleister, der die Giralgeld-Zahlung zwischen Händler und Kunden unkompliziert und schneller als eine Überweisung abwickelt, dafür aber auch hohe Gebühren verlangt. Zahlungsdienstleister haben zwar eine Banklizenz in der EU, unterliegen aber nicht der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung. Anonym ist die Zahlung über einen Zahlungsdienstleister natürlich nicht.

Der Euro in Deiner Wallet – privat emittiertes Geld

Es gibt bereits Kryptowährungen, die den Wert eines Euro möglichst genau abbilden, sogenannte Stablecoins. Du kannst einen Euro also auch in Deiner Kryptowallet halten, es gibt aber große Unterschiede zu Zentral- und Giralbankgeld. Kryptowährungen sind von privaten Projekten herausgegebenes Geld, das ohne Banken und Zahlungsdienstleister auskommt.

Klar also, dass es keine gesetzliche Einlagensicherung und vorerst noch keine Regulierung gibt. Die Kryptoprojekte setzen auf Dezentralität und Technologie, weshalb die volle Verantwortung beim Besitzer liegt. Es gibt keine Zentralinstanzen, keine Kundenhotline und keinen Verbraucherschutz. Überweisungen mit Stablecoins werden sehr schnell abgewickelt, auch über Ländergrenzen, kosten aber Transaktionsgebühren. Besitz und Zahlungen von Stablecoins sind pseudonym möglich.

Digitales Bargeld mit dem digitalen Euro

Wo reiht sich nun der digitale Euro ein und welche Vorteile soll er bringen? Welche Risiken sehe ich bei dieser neuen Art des Geldes?

Digitale Zentralbankwährung – CBDC

Die Europäische Zentralbank wird den digitalen Euro herausgeben. Es handelt sich um eine digitale Zentralbankwährung für Endkunden (retail Central Bank Digital Currency – rCBDC). Er wird also unser Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel ergänzen oder ersetzen. Ich erwarte von ihm folglich dieselben Vorteile die Bargeld bringt, nämlich die Möglichkeit für gebührenfreie anonyme Zahlungen zwischen zwei Parteien und die Sicherheit.

Ist der digitale Euro besser als Bargeld?

Da es sich beim digitalen Euro um Zentralbankgeld handelt, ist die Sicherheit gewährleistet, auch wenn das für den deutschen Geldbesitzer aufgrund der gesetzlichen Einlagensicherung kaum eine Rolle spielt.

Der digitale Euro wird in einer von der Zentralbank entwickelten Anwendung zur Verfügung gestellt werden. Daher glaube ich nicht an die Möglichkeit anonymer Zahlungen mit dem digitalen Euro, erst recht nicht, wenn ein Konto bei der Zentralbank eröffnet werden muss.

Die Gebührenfreiheit bei Zahlungen über die „Zentralbank-App“ mag möglich sein, dazu konnte ich jedoch keine Information finden.

Einen Vorteil im digitalen Euro würde ich sehen, wenn es für Guthaben auf Zentralbankkonten in digitalem Euro Zinsen geben würde. Schließlich sind die Zinsen bei der Zentralbank immer höher als die Zinsen auf Geschäftsbankguthaben. Jedoch soll der digitale Euro auf Guthaben bis 3.000 Euro beschränkt werden, sodass keine hohen Zinserträge zu erwarten sind.

Ich sehe mehr Nachteile und Risiken als Vorteile für den digitalen Euro

Ich sehe leider nur wenige Vorteile gegenüber vielen Nachteilen. Mein größter Zweifel liegt in der Technologie, denn die bereits einige Jahre gereifte Blockchain- oder Distributed Ledger-Technologie wird explizit nicht zur Umsetzung des digitalen Euro in Betracht gezogen.

Es ist noch nicht geklärt, wie die Offline-Funktionalität von Zahlungen gewährleistet werden kann und damit das Problem der Doppelausgaben gelöst wird, jenem grundlegenden Fehler in einem digitalen Bargeldprotokoll, bei dem dieselbe digitale Münze mehr als einmal ausgegeben werden kann.

Die Nutzerfreundlichkeit einer von einer überstaatlichen Behörde entwickelten App wage ich in Frage zu stellen, genauso wie die Kraft, jetzt noch die bereits etablierten Zahlungsdienstleister ablösen zu können.

Verwechsle den digitalen Euro nicht mit einer Kryptowährung!

Kryptowährungen sind von privaten Projekten herausgegebenes Geld, das ohne eine Zentralinstanz auskommt. Vertrauen zwischen Menschen wird statt durch Drittparteien wie Banken und Zahlungsdienstleister durch Technologie und Dezentralität ersetzt. Die Regeln der Geldschöpfung sind für viele Jahre festgelegt, sodass die Wertstabilität voraussehbar ist. Die Wahrung der Pseudonymität ist ein großer Wert.

In all diesen Faktoren wird der digitale Euro anders konzipiert sein. Den digitalen Euro als Kryptowährung zu bezeichnen würde also eine Birne zum Apfel machen.

Mein Blick auf den digitalen Euro

Mein persönliches Fazit: wir werden mit dem digitalen Euro viele Vorteile von Bargeld aufgeben, die uns heute noch nicht wichtig sein mögen. Der digitale Euro gibt den Staaten und überstaatlichen Institutionen eine große Macht über unseren Wohlstand. Die Gedanken und das Konzept hinter dem digitalen Euro sind das komplette Gegenteil von Kryptowährungen und sollten nicht mit diesen verwechselt werden, nur weil beide digitale Zahlungen versprechen.


Ich bin sehr gespannt, ob Du meine Gedanken zum digitalen Euro teilst. Lass es mich gern in den Kommentaren wissen!

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