Eine Frage wird mir in meinen Vorträgen häufig gestellt: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um meine ETF zu verkaufen? Wann sollte ich Gewinne sichern? Meine Antwort lautet meist: gar nicht! Lass mich heute erklären, für wen diese Aussage gilt und wann es trotzdem sinnvoll sein kann zu verkaufen.
Dein ETF-Portfolio begleitet Dich ein Leben lang
In den früheren Blogbeiträgen habe ich behandelt, wie Du Dir ein ausgewogenes ETF-Portfolio aufbauen kannst. Dieses gibt Dir die Möglichkeit, ohne viel Aufwand vom Marktwachstum zu profitieren und den Zinseszinseffekt für Dich arbeiten zu lassen. „Time schlägt Timing“ lautet eine Börsenweisheit: mehr als der Zeitpunkt für Kauf und Verkauf ist die Haltedauer für Deine Rendite ausschlaggebend. Das heißt für Dich: Überlege Dir einmal Deine Strategie, richte Dich dafür ein und bleibe dabei.
Wenn Du Dir Dein Basisportfolio aus einigen ETF aufgebaut hast und keine Lust hast, mehr Zeit in Deine Geldanlage zu stecken, dann mache Dir keine Gedanken über den Verkauf. Ohne Marktbeobachtung wirst Du den perfekten Zeitpunkt zum Verkauf nicht finden. Lass das Geld liegen für eine spätere Verwendung, zum Beispiel als Altersvorsorge. Natürlich wird Dein Portfolio Krisen erleben, die emotional schwer auszuhalten sind. Es wird auch Zeiten mit großem Marktwachstum geben, in denen Du beim Blick auf Dein Depot Deinen Augen nicht trauen wirst. Im Schnitt wird Dein Depotwert ein positives jährliches Wachstum aufweisen solange unser Wirtschaftssystem stabil bleibt. Halte durch, verkaufe nicht!
Einzeltitel wollen häufiger betreut werden
Als fortgeschrittene Anlegerin mischst Du zusätzlich zur Grundabsicherung mit ETF auch Aktien in Dein Depot. Diese Einzeltitel erfordern mehr Zeitinvest von Dir. Du solltest die Leistung, das Marktumfeld und den Ruf „Deiner“ Firma enger verfolgen. Leidet die Firma unter Rohstoffknappheit, schafft sie die Transformation in die Zukunft, tauchen neue Wettbewerber am Markt auf? Viele Gründe beeinflussen den Aktienkurs. Beobachte sie und handle bei Bedarf!
Gewinne sichern
Der schönste Grund für einen Verkauf ist natürlich die Sicherung Deiner Renditen. Kurssteigerungen werden erst dann zu sicheren Gewinnen für Dich, wenn Du beim Verkauf nach Steuern und Gebühren mehr Geld einnimmst, als Du ausgegeben hast. Bis dahin sind es nur Buchgewinne.
Ist die von Dir ausgewählte Aktie gut gelaufen? Ob Du an einen Verkauf bei einem Plus von 10%, 20% oder gar nach einer Verdopplung denkst, hängt von Dir ab: von Deinen Erwartungen, der verstrichenen Zeit, Deinem Mut. Natürlich weißt Du nicht, ob der Kurs weiter steigen oder fallen wird. Verpasst Du vielleicht künftige Renditen, wenn Du jetzt verkaufst? Diese Wette auf die Zukunft kannst Du entschärfen, indem Du nur einen Teil Deiner Anteile verkaufst, z.B. nur 5 von Deinen 10 Apple-Aktien. Oder Du gibst dem Verkaufscomputer Orderlimits an.
Verliere kein Geld
Ein weiterer Verkaufsgrund: der Kurs fällt nach Deinem Kauf und Du willst Verluste begrenzen. Im Börsengeschäft wirst Du niemals nur Erfolg haben, daher musst Du auch auf Verluste vorbereitet sein. Überlege Dir daher zu verkaufen, sollte der Kurs gleich nach dem Kauf sinken. Denn sonst ist Dein Geld in Verlusten gebunden, obwohl es Dir Renditen erwirtschaften könnte.
Natürlich gibt es noch viele weitere Gründe für einen Verkauf. Ein Regelwerk für Verkäufe gibt es jedenfalls nicht. Eine wichtige Regel allerdings solltest Du beachten: sei nicht gierig! Du wirst nie den absolut richtigen Verkaufszeitpunkt finden. Sei zufrieden mit Deiner Entscheidung, egal wie sich die Kurse danach entwickeln. Rendite sichern hat noch niemanden arm gemacht.
Alle Aktiengesellschaften wurden beispielhaft erwähnt und sind keine Anlageempfehlungen. Hinweis auf potentielle Interessenkonflikte: Karina hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels Aktien von: Apple.
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