Beim Kauf von Aktien eines Unternehmens wettest du auf eine positive Zukunft der Firma, mit Marktwachstum, Produkterfolg und ewig steigenden Kursen. Aber leider trifft das nicht immer zu, wie die Nachrichten zeigen. Ich schaue in diesem Beitrag auf einige Beispiele der letzten Jahre, in denen Aktien wertlos wurden.

Das erwartet dich in diesem Beitrag
Deine Rechte und Pflichten als Aktionär
Als Aktionär hoffst du auf steigende Kurse deines Unternehmens
Mit einer Aktie kaufst du dir einen Teil eines Unternehmens. Als Aktionär bist du Unternehmer mit Rechten und Pflichten. Zu den Rechten zählt das Stimmrecht und gegebenenfalls das Recht auf Zahlung einer Dividende. Du profitierst vom Erfolg deiner Aktiengesellschaft mit steigenden Kursen.
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Aber du haftest als Aktionär auch den Gläubigern gegenüber mit dem Wert der von dir gehaltenen Aktien und trägst somit das Risiko für Scheitern und Missmanagement deiner Aktiengesellschaft.
Wenn es aber doch anders kommt: dein Recht als Aktionär bei Insolvenz
Bei einer Insolvenz müssen zuallererst die Zahlungen an die Gläubiger des Unternehmens gewährleistet werden, danach die Arbeitsplätze gerettet werden. Du als Aktionär bist als Gesellschafter des insolventen Unternehmens nicht gesichert und hast kein Recht auf den Wert deiner Aktien, wie Varta 2024 und Leoni 2023 bewiesen haben.
Beide zeigen, dass Gläubigerschutz und Arbeitsplatzsicherung in Deutschland wichtiger sind als der Aktienkurs. Als Aktionär trägst du das unternehmerische Risiko, bis zum kompletten Verlust deines Kapitals.
>> Wenn Aktien wertlos werden, dann alle Typen, die gehandelt werden. Erfahre hier, warum es zwei Aktien von einem Unternehmen geben kann.
Varta ist das jüngste Beispiel, wie Aktien wertlos werden können
So kam Varta in Schieflage
Noch ein Jahr zuvor hatte ich überlegt, Aktien von Varta zu kaufen. Denn das Geschäft mit Akkus für kabellose Kopfhörer lief gut, zudem stieg die Firma in neue Geschäftsfelder ein. Aber dann kam das Geschäft mit Wallboxen für Elektroautos nicht in Schwung, und die Produktion von Batterien für Elektroautos wurde gar nicht erst aufgenommen.
Zu hohe Produktionskapazitäten, überzogene Expansion und neue Wettbewerber, die kosteneffizienter produzieren können, haben mittlerweile 500 Millionen Euro Schulden bei Varta aufgehäuft. Außerdem benötigt die Firma nun 100 Millionen Euro frisches Geld, um die Firma zu sanieren und notwendige Investitionen zu finanzieren.
Wie kann sich eine Firma frisches Geld besorgen?
Woher nun kann sich eine Aktiengesellschaft frisches Kapital besorgen? Eine Möglichkeit ist eine Kapitalerhöhung, bei der neue Aktien verkauft werden. Deine „alten“ Aktien verfallen dadurch nicht ganz wertlos, aber dein Anteil am Unternehmen sinkt, sodass auch der Aktienkurs typischerweise sinkt.
Aber im Fall von Varta ist derzeit eine andere Lösung geplant: seit drei Jahren gibt es in Deutschland das Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG). Dessen Ziel ist es, eine Regelinsolvenz abzuwenden, es geht vor allem um die Arbeitsplatzsicherung und Auszahlung der Gläubiger.
Während die Firma gerettet wird, verfallen die Aktien aber wertlos
Es wurden zwei Konzepte zur Rettung von Varta diskutiert: entweder frisches Kapital durch den Großaktionär Michael Tojner zusammen mit Großkunde Porsche zuzuschießen (so wie im Fall von Leoni weiter unten); oder Varta von seinen Gläubigern unter Beteiligung von Hedgefonds übernehmen zu lassen.
In beiden Fällen sah das StaRUG vor, dass die Kleinaktionäre leer ausgehen und deren Aktien wertlos werden. Denn das Aktienkapital würde auf null zusammengestrichen und die Börsennotierung erlöschen. Dies ist eine Besonderheit in Deutschland, weswegen Aktionärsvertreter angesichts dieser drohenden Enteignung eine Gesetzesänderung fordern.
Wie Aktien wertlos wurden zeigen weitere Beispiele
Beispiel 1: Leoni in 2023
Die Firma Leoni war ein börsennotierter deutscher Automobilzulieferer, der Drähte, Kabel und Bordnetz-Systeme fertigt. Aufgrund schwieriger Marktbedingungen benötigte Leoni Geld und entschied sich zum Verkauf seiner Kabelsparte an einen thailändischen Investor. Obwohl der Kaufvertrag längst unterzeichnet war, trat der Investor im Dezember 2022 überraschend vom Kauf zurück. Leoni entging der fest eingeplante Erlös zum Tilgen von Schulden, was die Firma an den Rand der Insolvenz brachte.
Gläubigerschutz und Arbeitsplatzsicherung sind wichtiger als der Aktionär
Gerettet wurde Leoni von seinem Großaktionär Stefan Pierer. Dieser übernahm die Hälfte der Schulden des Unternehmens und schoss weitere 150 Millionen Euro zu. Durch diesen Schritt wurde die unkontrollierte Insolvenz und der Verlust von Arbeitsplätzen abgewendet, allerdings zu Lasten der Kleinaktionäre. Denn Hr. Pierer wurde Alleingesellschafter der Leoni AG, das Grundkapital der Firma wurde auf null Euro herabgesetzt und die Aktien wertlos von der Börse genommen. Gemäß dem StaRUG bedurfte es dazu keiner Zustimmung der Aktionärshauptversammlung.
Beispiel 2: Credit Suisse verschwand von der Börse, die Aktien wurden aber nicht komplett wertlos
Die Schweizer Großbank Credit Suisse meldete in 2022 einen Verlust von über 7 Milliarden Schweizer Franken, außerdem wurde vor erheblichen Verlusten in 2023 gewarnt. Der Ruf der Bank war endgültig ruiniert, nachdem der Aktienkurs schon in den letzten Jahren stetig gesunken war. Das Schlimmste, was einer Bank nach einer solchen Nachricht passieren kann, ist ein unkontrollierter Bank Run, bei dem die Kunden sofort ihr Geld abziehen.
Ein Bank Run musste verhindert werden, auch zulasten der Aktionäre
Keine Bank arbeitet wirklich nur mit deinem Geld, sondern sie ist über Finanzprodukte eng mit anderen Banken verwoben. Um nicht durch eine Bank eine neue Finanzkrise heraufzubeschwören, mussten die Kunden der Credit Suisse schnell beruhigt werden. Dies tat der schweizerische Staat, gab umfangreiche staatliche Hilfen und koordinierte die Notfusion mit einer anderen Schweizer Großbank, der UBS, um die beiden Alternativen Verstaatlichung und Insolvenz abzuwenden.
Die bisherigen Credit Suisse-Aktionäre mussten ihre Aktien unter dem Marktwert gegen UBS-Aktien tauschen, danach verschwanden die Credit Suisse-Aktien von der Börse. Auch dieser Zusammenschluss musste nicht von den Aktionären genehmigt werden, sondern geschah staatlich gelenkt um größeres Unheil abzuwenden.
Beispiel 3: Virgin Orbit wollte hoch hinaus, aber die Pläne zerplatzten wertlos
Gerade junge Firmen und Start-ups, die auf Träume setzen, ihre Technik und Marktreife aber erst nach dem Börsengang entwickeln, riskieren Abstürze ihres Aktienkurses. Jüngst war dies bei Virgin Orbit der Fall.
Nicht jede Firma wird erfolgreich
Bereits eine Milliarde Dollar hatte Virgin Orbit investiert, um den kommerziellen Markt für Weltraumtransporte zu erschließen. Aber leider gab es bisher nur sechs Startversuche mit zwei Fehlstarts, wohingegen die Konkurrenz bereits mehr Starts und ein besseres Geschäftsmodell aufweisen kann. Von ihrem Hoch bei zehn Dollar kurz nach Börsengang ist der Aktienkurs auf wenige Cent eingebrochen. Das ist unternehmerisches Risiko, das du als Aktionär mitträgst.
Beispiel 4: Wirecard war der größte Skandal der deutschen Börsenwelt
Der wohl berühmteste Fall von Missmanagement, mutmaßlichem Betrug und Kursabsturz ist Wirecard, bis zu seiner Insolvenz ein deutscher Zahlungsabwickler und Finanzdienstleister, der sogar im DAX notiert war. Der Aktienkurs brach von seinem Allzeithoch um die 200 Euro ein, nachdem erst Scheinhandel und dann gefälschte Finanzunterlagen aufgedeckt wurden.
Wie du verhinderst, dass deine Aktien wertlos werden
Informiere Dich regelmäßig über deine Aktiengesellschaft
Beim Aktienkauf einer Firma hoffst du natürlich auf eine glänzende Zukunft des Unternehmens. Trotzdem sind die wenigsten Einzelaktien dazu geeignet, sie zu kaufen, zu vergessen und nach vielen Jahren hohe Renditen einzufahren. Du solltest regelmäßig die Neuigkeiten zu deiner Firma lesen und prüfen, ob deine Erwartungen weiterhin erfüllt werden können. Richte dir Google Alerts ein, abonniere Newskanäle (zum Beispiel bei finanzen.net), höre Podcasts (zum Beispiel Alles auf Aktien) oder lies den Wirtschaftsteil deiner Zeitung aufmerksam.
Handele schnell nach schlechten Nachrichten
Traust du dem neuen Management, sind neue Wettbewerber aufgetaucht oder kommt der ganze Sektor in Schieflage? Verliebe dich nicht in deine Aktien! Warte nach schlechten Nachrichten nicht ab und hoffe auf bessere Zeiten, sondern verkaufe schnell oder setze enge Stoppkurse. Nimm Gewinne lieber schnell mit ohne gierig zu werden, anstatt zu lang zu warten und dabei zuzusehen, wie deine Aktien wertlos werden.
Den Totalverlust mit Aktien vermeiden
So reduzierst du das Risiko, dass deine Aktien wertlos werden
Achte unbedingt auf die breite Streuung Deines Risikos, indem du in viele verschiedene Firmen investierst. Varta, Leoni, Credit Suisse, Virgin Orbit und Wirecard kommen in jedem Portfolio vor. Aber indem du dein Geld breit angelegt hast, werden Gewinne in anderen Investments deinen Verlust bei einer der Verliererfirmen ausgleichen. Am einfachsten diversifizierst du in viele Aktien auf einmal über marktbreite Indexfonds (ETF).
>> Auch wenn du mit Aktien ein höheres Risiko hast als mit ETF, so gibt es doch 7 schlaue Gründe für Aktien statt ETF.
Was tun wenn Aktien wertlos werden? Das ist dein Trostpreis:
Solltest du deine Varta-Aktien noch zu einem geringen Restwert verkaufen können, dann kannst du den Verlust steuerlich geltend machen. Das bedeutet konkret, dass die Verluste mit künftigen realisierten Gewinnen aus deinen anderen Aktienanlagen verrechnet werden. Du zahlst dann solange keine Abgeltungssteuer auf deine künftigen Aktiengewinne, bis der Gewinnbetrag den Verlustbetrag erreicht hat. Das verrechnet dein Broker ganz automatisch.
Auch im Fall des Totalverlusts nach einem Kapitalschnitt, falls du also nicht mehr verkaufen konntest, kannst du den Verlust steuerlich geltend machen. Um dem Finanzamt zu beweisen, dass die Aktien wertlos geworden sind, solltest du Dokumente beifügen, die du zum Beispiel von deinem Broker erhältst.
Fazit: Aktien können wertlos werden – doch du kannst dich schützen
Die Beispiele von Varta, Leoni, Credit Suisse, Virgin Orbit und Wirecard zeigen deutlich: Auch bekannte Unternehmen sind nicht vor Pleiten, Missmanagement oder Marktproblemen sicher – und im schlimmsten Fall werden Aktien wertlos.
Als Aktionär trägst du dieses Risiko immer mit. Umso wichtiger ist es, dein Depot breit zu streuen, regelmäßig über deine Firmen informiert zu bleiben und bei negativen Entwicklungen schnell zu handeln. So reduzierst du das Risiko eines Totalverlusts deutlich. Und falls es doch passiert: Nutze die steuerliche Verlustverrechnung als kleinen Trostpreis.
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FAQ: So werden Aktien wertlos. Und so schützt du dich davor
Können Aktien wertlos werden? Wirklich?
Ja, Aktien können tatsächlich wertlos werden. Wenn ein Unternehmen insolvent ist oder das Grundkapital auf null gesetzt wird, wie zuletzt bei Varta oder Leoni, verlieren Kleinaktionäre ihr gesamtes eingesetztes Kapital. Das ist Teil des unternehmerischen Risikos.
Was tun wenn Aktien wertlos werden?
Wenn Aktien wertlos werden, kannst du den Verlust steuerlich geltend machen. Entweder verkaufst du deine Papiere zu einem Restwert oder belegst den Totalverlust mit einer Bescheinigung deines Brokers. So kannst du den Verlust mit zukünftigen Gewinnen verrechnen und sparst Abgeltungssteuer.
Wie lässt sich ein Totalverlust bei Aktien vermeiden?
Einen Totalverlust bei Aktien vermeiden kannst du nur durch Risikostreuung. Lege dein Geld nie in eine einzelne Aktie an, sondern streue es über verschiedene Unternehmen, Branchen und Länder. Am einfachsten gelingt das mit breit gestreuten ETFs.
Woran erkenne ich früh, dass Aktien wertlos werden könnten?
Typische Warnsignale sind steigende Schulden, wegbrechende Geschäftsmodelle, Managementskandale oder eine drastische Kursabwärtsbewegung. Informiere dich regelmäßig über deine Firmen und handle bei schlechten Nachrichten schnell – so reduzierst du das Risiko, dass deine Aktien wertlos werden.
Können auch ETF-Anteile so wie Aktien wertlos werden?
ETF-Anteile werden in der Regel nicht wertlos, da sie breit gestreut in viele Aktien oder Anleihen investieren. Selbst wenn einzelne Unternehmen im Index scheitern, gleichen andere Titel die Verluste aus. Das Risiko eines Totalverlusts ist bei ETFs daher deutlich geringer als bei Einzelaktien.




