Heute Morgen war ich das erste Mal seit langem wieder in einem Einkaufszentrum. Es war nur ein kurzer Ausflug, um mit Papa Wanderschuhe für seinen bevorstehenden Urlaub zu kaufen. Aber obwohl kurz, ließen mich all diese aufdringlichen Gerüche, die grellen Lichter, die künstliche Atmosphäre, dieser Überfluss an Angeboten, Farben und Entscheidungen des Konsum ratlos zurück.
Früher war Klamotten-Shopping mein Hobby. Damals habe ich mich bei der Schnäppchenjagd durch die Läden abgelenkt und selbst belohnt. Mir fiel auch immer etwas ein, das ich brauchen würde, um losziehen zu können. Aber die früheren Verlockungen haben mich diesmal eher abgeschreckt. Was ist los mit mir? Wann und warum habe ich meine Freude am Shopping verloren?
Corona und die Zwangs-Konsumpause
Während der Corona-Lockdowns wurde nicht nur ich ins Home-Office versetzt, sondern auch meine Büroschuhe und Designerkleidchen. Auf einmal brauchte ich kein täglich wechselndes Outfit mehr, sondern nur noch die Jogginghose. Läden zum Shoppen waren geschlossen und Ereignisse zum Klamottenausführen abgesagt. Absätze liefen sich nicht ab und Strümpfe gingen nicht kaputt.
Obwohl Online-Shopping durchaus möglich war, brauchte ich einfach nichts mehr. Ich kam weg von der Droge Shopping und bin seitdem abstinent geblieben. Oskar sei Dank.
Oskar und der Konsumverzicht
Regenjacke, Wanderhose, wasserdichte Schuhe: mein Gassi-Outfit ist alt und dreckig. In dem Aufzug gewinne ich sicher keine Misswahl. Aber wozu auch? Meinem Hund Oskar ist es viel wichtiger, mit mir bei Wind und Wetter Abenteuer zu erleben. Auf Baumstämmen balancieren, gemeinsam Ball spielen und Tricks lernen… Das gibt uns beiden viel mehr Spaß und Befriedigung als es früher ein Shoppingbummel tat! Wir genießen die Erlebnisse und fühlen uns frei.
Gibt es Freiheit im Konsum?
Nichts bereitet mir mehr Unbehagen als das Gefühl, manipuliert und geleitet zu werden. Aber natürlich verführt die Werbung meinen freien Willen. Ich soll glauben, mit Klamotten meine Persönlichkeit zu unterstreichen. Ich soll in jeder Saison die neuesten Schnitte und Farben kaufen. Ich soll mit Marken meinen Status ausdrücken. Unser Konsum gaukelt uns Freiheit vor, stattdessen aber macht er uns abhängig.
Es gelingt mir nicht immer, aber ich erziele deutliche Fortschritte im Erkennen und Überwinden solcher Verführungen. Nicht nur um des Sparens und der Nachhaltigkeit Willen, sondern weil mich dieser ganze Krempel daheim auch belastet. Mein Kleiderschrank platzt schon seit Jahren aus allen Nähten, auch aus dem Dachboden quillt der Ballast.
Habe ich dem Konsum also abgeschworen?
Nein! Ich setze mir keine Sparquoten und verzichte nicht bewusst. Gutes Essen und Wein sind meine Leidenschaft, für die ich gern Geld ausgebe. Reisen, Erlebnisse und Hobbies ebenso. Aber im Gegensatz zu früher kaufe ich meine Klamotten gebraucht auf Vinted, den Hunde-Fahrradanhänger bei ebay-Kleinanzeigen und das Stand-up Paddle Board nach der Saison bei Wannasup. Bücher leihe ich in meiner Online-Bibliothek aus oder kaufe sie mit Payback-Punkten, Zeitschriften lese ich auf Readly.
Ebenso viel Spaß habe ich, wenn ich Klamotten, Bücher oder Krempel vom Dachboden bei Vinted, Momox oder eBay wieder verkaufen kann. Nicht nur halte ich damit meinen Haushalt aufgeräumt und übersichtlich, sondern es kommt auch wieder Geld rein.
Denn alles was am Ende des Monats übrigbleibt, investiere ich mit großem Spaß in Aktien, ETF und Kryptowährungen. Das allerdings wusstest Du auch schon vor diesem Artikel von mir.
Es gibt viele gute Gründe, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Welche sind Deine? Welche Erfahrungen über Konsumverzicht, Secondhand-Shopping und häusliches Ausmisten kannst Du teilen?