Wieviel Kriminalität steckt in Kryptowährungen?

Kryptowährungen sind Mittel und Ziel von Kriminalität: Geldwäsche, Betrug, Raub und anderes. Wie groß ist das Problem? Kann es auch Dich treffen?

Viele negative Vorurteile ranken sich um Kryptowährungen. Neben dem Zweifel an der Werthaltigkeit dieses privaten Geldes und der Verneinung der Probleme, die die Blockchaintechnologie löst, besteht das Hauptargument der Kryptokritiker im hohen Energieverbrauch und der Nutzung durch Kriminelle. Aber ist das auch so? In diesem Beitrag werfe ich einen Blick auf die Kriminalität mit Kryptowährungen. Über den Energieverbrauch werde ich in einem späteren Beitrag schreiben.

Eignet sich die Blockchain überhaupt für Kriminelle?

Anonymität und Verdunklung gibt es auf einer Blockchain nicht

Die wichtigsten Eigenschaften einer Blockchain sind Transparenz, Unveränderbarkeit und Dezentralität: die Transaktionen auf einer Blockchain sind öffentlich für jeden einsehbar, sie können nachträglich nicht verändert werden und sie sind auf tausenden Computern weltweit gespeichert.

Zudem identifiziert man sich für die Transaktion von Kryptowährungen über eine eindeutige Blockchainadresse, zu der man einen kryptographischen Schlüssel besitzt. Diese Pseudonymität ist an vielen Stellen gefährdet: beim Tausch von Euro und Dollar in Kryptowährungen an einer Börse, bei der Transaktion zwischen verschiedenen Blockchainadressen und beim Kauf von Waren mit dem Kryptogeld. Überall besteht für Rechtschaffene und Kriminelle die Gefahr, ihre Pseudonymität zu verlieren und identifiziert zu werden.

Auf einer Blockchain wird nichts gelöscht. Niemals.

Die Eigenschaften der Blockchaintechnologie bieten den Strafverfolgungsbehörden bereits eine viel höhere Transparenz und Rückverfolgbarkeit, als es das traditionelle Finanzwesen tut. Jede Transaktion, egal ob legal oder illegal, wird für immer auf der Blockchain gespeichert sein. Sobald eine Blockchainadresse (die sogenannte Wallet) einer Person oder Institution zugeordnet werden konnte, können alle früheren Transaktionen darauf für immer nachgewiesen und strafrechtlich verfolgt werden.

Kriminelle Aktivitäten mit Kryptowährungen

Das Unternehmen Chainalysis wertet Blockchaintransaktionen aus und analysiert sie. In seinem neuen Bericht veröffentlicht Chainalysis, dass kriminelle Aktivitäten in 2022 mindestens 0,24% aller Blockchaintransaktionen ausmachten. Dabei gibt es zwei Arten von Kriminalität mit Kryptowährungen: Die eine betrifft Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen und Bezahlung im Darknet. Die andere ist die Kriminalität in Web3, deren Opfer auch Du werden kannst.

Kriminalität mit Kryptowährungen in der realen Welt

Kryptowährungen spielen eine Rolle bei der Bezahlung von Drogen, Waffen und ähnlichen Produkten im Darknet sowie in Betrugsshops. Der Wert betrug in 2022 mindestens 1,5 Milliarden Dollar.

Daneben wird auch das Lösegeld für IT-Erpressungen häufig in Kryptowährungen verlangt. Die Auswertung von Chainalysis legt nahe, dass der Umsatz mit Erpressung in 2022 stark zurückgegangen ist, auf ungefähr 500 Millionen Dollar. Nicht etwa, weil es weniger Erpressungs-Angriffe gegeben hätte, sondern weil die Opfer aufgrund von Regulierung, Backups und Versicherungen nicht mehr bezahlen.

Auch Kryptogeld wird reingewaschen

Geldwäsche ist, genau wie im traditionellen Finanzwesen, ein elementarer Bestandteil der Kriminalität. Denn der kriminelle Ursprung des Geldes muss verschleiert werden. Auf der Blockchain ist dies besonders herausfordernd, denn jede Transaktion kann öffentlich eingesehen werden. Zudem identifizieren zentrale Börsen ihre Kunden. Kryptomünzen können sogar, wie echtes Geld, als kriminellen Ursprungs markiert werden.

Kryptowährungen im Wert von mindestens 24 Milliarden Dollar wurden in 2022 gewaschen (im Vergleich zu mindestens 500 Milliarden Dollar echtem Geld weltweit in 2021). Hauptsächlich gewaschen wurde durch Tausch in echtes Geld, über Krypto-Finanzdienste oder über Waschmaschinen für digitales Geld, sogenannte Mixer, die aber in 2022 stark sanktioniert wurden.

Kriminalität mit Kryptowährungen kann auch Dich treffen

Der mit mindestens 80% größte Anteil an kriminell erworbenen Kryptowerten stammt aus Diebstählen und Betrug, der auch Dich treffen kann.

Mindestens 6 Milliarden Dollar wurden in 2022 durch sogenannte Scams gestohlen. Scam ist Betrug und Abzocke mit verschiedenen Tricks, um Deine Kryptowerte zu stehlen. Dabei wird entweder mit Hilfe Deines privaten Schlüssels, den Du in einem unvorsichtigen Moment geteilt hast, Deine Wallet leergeräumt, oder Du wirst von Influencern zum Kauf von wertlosen Token animiert, zu Transaktionen mit gefälschten Seiten verleitet, auf unregulierte Börsen gelockt… es gibt im Web3 leider unzählige Möglichkeiten, auf Betrüger hereinzufallen.

Solltest Du bereits fortgeschrittenere Krypto-Dienstleistungen nutzen, bist du vielleicht Opfer eines Hacks von dezentralen Finanzdienstleistern oder Brücken zwischen verschiedenen Blockchains geworden, sodass Deine Einlagen gestohlen wurden. Der mit mindestens 1,7 Milliarden Dollar in Kryptowerten größte Hacker ist eine nord-koreanische Gruppe mit Namen Lazarus.

Die Moral von der Geschicht‘

Ja, Kryptowährungen werden von Kriminellen genutzt. Der Anteil von kriminellen Aktivitäten mit Kryptowährungen ist jedoch nicht höher als mit traditionellem Geld. Schätzungen gehen sogar davon aus, dass der Anteil mit Krypto deutlich niedriger ist. Das Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen schätzte in einem Bericht das jährliche weltweite Geldwäschevolumen auf zwei bis fünf Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, wohingegen Krypto-Kriminalität maximal ein Prozent ausmacht.

Vorsichtsmaßnahmen in Web3

Aber sei Dir bewusst, dass auch Du gefährdet bist, Opfer von Kryptobetrug zu werden. Daher beherzige zwei sehr wichtige Vorsichtsmaßnahmen: gib niemandem jemals den privaten Schlüssel zu Deiner Wallet und lasse gesunden Menschenverstand walten: wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es auch meist nicht wahr.

Lasse Dir bei der Beurteilung von Kaufs- oder Verkaufstransaktionen auch gern helfen: zum Beispiel durch Browser-Erweiterungen, die Transaktionen vorab auf ihr Risiko bewerten (ich verwende FIRE) oder durch Services, die Blockchain-Transaktionen analysieren und Dich vor kriminellen Projekten warnen (ich empfehle Blockbrain).


Welche Gedanken hast Du zu Kriminalität mit Kryptowährungen? Kennst Du vielleicht gute Helfer-Programme, die ich aufnehmen sollte? Lass es mich und andere wissen!


Hinweis auf potentielle Interessenkonflikte: Karina ist Investor bei Blockbrain.