Der digitale Euro soll kommen. Die Europäische Zentralbank arbeitet bereits am Konzept. Weil du mich für meine Begeisterung für digitales Bezahlen und für Kryptowährungen kennst, wird es dich erstaunen, dass ich Kritik am digitalen Euro übe. Aber von vorn:
Die Europäische Kommission hat bereits einen Gesetzesvorschlag zum digitalen Euro veröffentlicht. Mit dem digitalen Euro soll in Zukunft jeder Europäer im gesamten Währungsraum kostenlos digital bezahlen können.
Eigenartig, oder? Dieser Satz lässt vermuten, dass du bisher noch nicht digital und kostenlos bezahlen konntest. Aber das passt doch so gar nicht zu deinem Alltag mit Paypal, Apple Pay und Kreditkarte, stimmt’s? In diesem Beitrag ordne ich den digitalen Euro in die verschiedenen Arten von Geld ein. Meine Kritik am digitalen Euro ist zudem ein sehr persönlicher Beitrag, weil er dir Einblick in meine persönlichen Freiheitswerte gibt.
Das erwartet dich in meiner Kritik am digitalen Euro:
Ein Euro ist ein Euro ist ein (digitaler) Euro? Mitnichten!
Der Euro in deinem Geldbeutel hat zwar dieselbe Kaufkraft wie der Euro auf deinem Konto, der Euro auf deinem Paypal-Account und der Stablecoin-Euro in deiner Kryptowallet. Aber jeder dieser Euros stellt etwas vollkommen anderes dar, wie ich auch schon in meinem Beitrag über Bargeld und Buchgeld geschrieben habe.:
Der Euro in deinem Geldbeutel ist Bargeld
Der Euro in deinem Geldbeutel ist Geld, das von der Europäischen Zentralbank direkt herausgegeben wird. Es ist Zentralbankgeld. Dieses Bargeld ist sehr sicher, denn die Zentralbank kann niemals insolvent werden. Bargeld ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel und bietet dir diese drei großen Vorteile:
- Du kannst mit Bargeld anonym zahlen.
- Für Bargeldzahlungen ist kein Mittelsmann notwendig.
- Bargeldzahlungen kosten keine zusätzlichen Gebühren.
Indem du Bargeld für deine Zahlungen verwendest, wird niemand erfahren, wofür du dein Geld ausgegeben hast.
Die Menge deines Bargelds beschränkt sich auf das Fassungsvermögen deiner Geldbörse, wie viel unter deine Matratze passt oder wie viel du in deinem Tresor aufbewahren magst. Mehr Bargeld als das, was du sehen und in die Hände nehmen kannst, hast du nicht. Denn du hast kein Konto bei der Zentralbank. (Das wird bei meiner Kritik am digitalen Euro später noch wichtig sein.)
Der Euro auf deinem Konto ist Giralgeld
Dein Konto führst du bei einer Geschäftsbank. Dein Guthaben dort ist das sogenannte Buchgeld oder Giralgeld, das nicht von einer Zentralbank herausgegeben wird, sondern von den Geschäftsbanken durch Kreditvergabe geschöpft wird.
Das Geld auf deinem Konto existiert aber nicht als Münzen, Scheine oder Goldbarren im Tresor deiner Bank, sondern nur als Zahl auf deinem Konto. Giralgeld wird nur durch den gesetzlichen Einlagensicherungsfonds bis zu einer Höhe von 100.000 Euro abgesichert, darüber hinaus kannst du das Geld auf deinem Girokonto durch Insolvenz der Bank verlieren.
Da Giralgeld nicht das gesetzliche Zahlungsmittel ist, müssen unbare Zahlungen zwischen Girokonten zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden. Die meisten innerdeutschen Online-Überweisungen sind kostenlos, ins Ausland können Überweisungen aber schnell teuer werden und lang dauern.
Der Euro in deinem Paypal-Account gehört einer amerikanischen Firma
Paypal ist ein Zahlungsdienstleister, der die Giralgeld-Zahlung zwischen Händler und Kunden unkompliziert und schneller als eine Überweisung abwickelt. Diesen Vorteilen stehen aber eine ganze Menge Nachteile gegenüber:
- Paypal-Zahlungen, zumindest die geschäftlichen, kosten hohe Gebühren.
- Obwohl Zahlungsdienstleister eine Banklizenz in der EU haben, unterliegen sie nicht der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung. Das Geld in deiner Paypal-Wallet kann schnell weg sein.
- Die Zahlung bei Paypal ist natürlich nicht anonym.
- Paypal kann Auskunft über Zahlungen verlangen oder sogar dein Konto sperren!
Der Euro in deiner Wallet ist privat emittiertes Geld
Es gibt bereits Kryptowährungen, die den Wert eines Euro möglichst genau abbilden, sogenannte Stablecoins. Du kannst einen Euro also auch in deiner Kryptowallet halten, es gibt aber große Unterschiede zu Zentral- und Giralbankgeld. Kryptowährungen sind von privaten Projekten herausgegebenes Geld, das ohne Banken und Zahlungsdienstleister auskommt.
Klar also, dass es keine gesetzliche Einlagensicherung und vorerst noch keine Regulierung gibt. Die Kryptoprojekte setzen auf Dezentralität und Technologie, weshalb die volle Verantwortung beim Besitzer liegt. Es gibt keine Zentralinstanzen, keine Kundenhotline und keinen Verbraucherschutz. Besitz und Zahlungen von Stablecoins sind pseudonym möglich.
Überweisungen mit Stablecoins werden sehr schnell abgewickelt, auch über Ländergrenzen, kosten aber Transaktionsgebühren. (Deshalb nutzt Paypal im Hintergrund bereits Stablecoins.)
Das ist der digitale Euro. Und das ist er nicht.
Wo reiht sich nun der digitale Euro ein und welche Vorteile soll er bringen? Warum habe ich Kritik am digitalen Euro?
Der digitale Euro ist eine Zentralbankwährung
Zuerst einmal soll der digitale Euro von der Europäischen Zentralbank herausgegeben werden. Es handelt sich um eine digitale Zentralbankwährung für Endkunden (retail Central Bank Digital Currency – rCBDC). Er soll unser Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel vorerst ergänzen, später vielleicht ersetzen.
Wenn er also an die Stelle von Bargeld treten soll, dann erwarte ich von ihm die selben Vorteile wie Bargeld hat: nämlich die Möglichkeit für gebührenfreie anonyme Zahlungen zwischen zwei Parteien. Zusätzlich muss ich beim digitalen Bezahlen natürlich auch Sicherheit erwarten können.
Verwechsle den digitalen Euro nicht mit einer Kryptowährung!
Kryptowährungen sind von privaten Projekten herausgegebenes Geld. Die Mutter aller Kryptowährungen, der Bitcoin, kommt ohne eine Zentralinstanz aus. Vertrauen zwischen Menschen wird statt durch Drittparteien wie Banken und Zahlungsdienstleister durch Technologie und Dezentralität ersetzt. Die Regeln der Geldschöpfung sind beim Bitcoin vorab festgelegt, sodass die Wertstabilität voraussehbar ist. Die Wahrung der Pseudonymität ist ein großer Wert.
In all diesen Faktoren wird der digitale Euro anders konzipiert sein. Den digitalen Euro als Kryptowährung zu bezeichnen würde also eine Birne zum Apfel machen.
Das ist meine Kritik am digitalen Euro
Zuerst die Vorteile
Da es sich beim digitalen Euro um Zentralbankgeld handelt, ist die Einlagensicherung gewährleistet: Dein Guthaben im digitalen Euro kann nicht verloren gehen, weil die Zentralbank nicht insolvent gehen kann.
Vielleicht wird dir die Zentralbank Zinsen auf dein Guthaben in digitalen Euro zahlen. Das wäre gut für dich, denn die Zinsen bei der Zentralbank sind immer höher als die Zinsen auf Geschäftsbankguthaben. Jedoch soll der digitale Euro auf Guthaben bis 3.000 Euro beschränkt werden, sodass keine hohen Zinserträge zu erwarten sind.
Die Gebührenfreiheit bei Zahlungen über die „Zentralbank-App“ mag möglich sein, dazu konnte ich jedoch keine Information finden.
Wegen dieser Themen übe ich Kritik am digitalen Euro
Ich werde in diesem Abschnitt einen großen Teufel an die Wand malen. Natürlich muss es nicht so kommen, aber die Möglichkeit eines 1984 von George Orwell besteht. Deshalb meine Kritik am digitalen Euro.
Meine größte Kritik am digitalen Euro besteht in der mangelnden Anonymität der Zahlungen. Da du ein Konto bei der Europäischen Zentralbank eröffnen musst, wird eine überstaatliche Behörde sehen können, wofür du dein Geld ausgibst. Klingt unkritisch? Noch. Vielleicht willst du an regierungskritische Organisationen spenden. Oder ein politisch gewolltes Guthaben für Fleischkonsum oder CO2-Verbrauch überschreiten. Wenn erst das Bargeld durch einen digitalen Euro ersetzt wurde, ist all das nicht mehr möglich.
Obwohl derzeit Anonymität und Datenschutz versprochen werden, glaube ich langfristig nicht an deren Durchsetzung. Wenn die Technologie Möglichkeiten bietet, werden diese früher oder später auch genutzt werden.
Gleiches gilt für die Programmierbarkeit des Geldes. Es wird heftig verneint, der digitale Euro könne programmierbar sein. Falls aber doch, kann eine Behörde dein Geld gegen dich benutzen: Es gibt Negativzinsen? Dein Guthaben wird automatisch geringer. Du zahlst deine Steuern zu spät? Dein Guthaben wird automatisch geringer. Die Digitalisierung des Bargelds bietet die Möglichkeit dazu, also wird sie auch irgendwann angewandt werden.
Weiter geht meine Kritik am digitalen Euro mit einem Blick auf die Technologie: Die bereits einige Jahre gereifte Blockchain- oder Distributed Ledger-Technologie wird explizit nicht zur Umsetzung des digitalen Euro in Betracht gezogen. Ich frage mich: wie soll es denn sonst funktionieren? Wie soll das Problem der Doppelausgaben gelöst werden, jenes grundlegende Problem von digitalem Geld, bei dem dieselbe digitale Münze mehr als einmal ausgegeben werden kann. Mal ganz davon abgesehen, dass noch nicht geklärt ist, wie die Offline-Funktionalität von Zahlungen gewährleistet werden kann.
Und zu guter Letzt in meiner Kritik am digitalen Euro wage ich die Nutzerfreundlichkeit einer von einer überstaatlichen Behörde entwickelten App in Frage zu stellen, genauso wie die Kraft, jetzt noch die bereits etablierten Zahlungsdienstleister ablösen zu können.
Geld in all seinen Formen ist mega spannend, (auch wenn es die Kritik am digitalen Euro sein muss)! Deshalb schreibe ich jeden Sonntag über Börse und Geld. In 5 Minuten bleibst du auf dem Laufenden.
Fazit: Meine Kritik am digitalen Euro
Mein persönliches Fazit: wir werden mit dem digitalen Euro viele Vorteile von Bargeld aufgeben, die uns heute noch nicht wichtig sein mögen. Der digitale Euro gibt den Staaten und überstaatlichen Institutionen eine große Macht über unsere Freiheit und unseren Wohlstand.
Der digitale Euro ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.
Die Gedanken und das Konzept hinter dem digitalen Euro sind das komplette Gegenteil von Kryptowährungen und sollten nicht mit diesen verwechselt werden, nur weil beide digitale Zahlungen versprechen.
Ich bin sehr gespannt, ob du meine Kritik am digitalen Euro teilst. Lass es mich gern in den Kommentaren wissen!