Warum sollst Du Dein ETF-Portfolio diversifizieren?

Der MSCI World verspricht eine breite Risikostreuung. In Wahrheit aber bildet er riskante Klumpen. Erfahre, wie Du Dein Portfolio breit aufstellst.

Du weißt bereits, dass ein ETF die Wertentwicklung eines Aktienindex abbildet. Und Du weißt, dass ein Aktienindex thematisch ähnliche Aktien zusammenfasst. Und obwohl mancher Aktienindex weit mehr als 1000 Einzeltitel umfasst, liegt doch in der Zusammensetzung des Aktienindex ein Risiko, das Du für die Zusammenstellung Deines Portfolios beachten solltest. Um Risiken zu minimieren und Renditen möglichst zu maximieren, solltest Du Dein ETF-Portfolio diversifizieren.

Jeder ETF gibt Deinem Portfolio einen eigenen Charakter

Schauen wir uns den bereits vorgestellten MSCI World genauer an. Für jeden Index und jeden ETF wird ein Factsheet veröffentlicht, das Du aufmerksam lesen solltest. Überspringe die historische Kursentwicklung, denn sie ist keine Garantie für die künftige Entwicklung. Wirf stattdessen Deinen Blick auf die Zusammensetzung der Titel: nach Sektoren, nach Ländern und nach Einzeltiteln.

Im Factsheet siehst Du, dass der MSCI World zu 70% aus amerikanischen Titeln besteht, und zu jeweils 4% aus Großbritannien und Kanada. Unter den 10 größten Einzeltiteln befinden sich 7 der großen amerikanischen Tech-Unternehmen: Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Nvidia, Meta (ehemals Facebook), Tesla. 24% des MSCI World bestehen aus Titeln der Informationstechnologie, gefolgt von Finanz- und Gesundheitsindustrie.

Du stellst fest: der MSCI World spricht englisch und liebt die großen amerikanischen Technologieunternehmen! Obwohl der Titel vermuten lässt, eine breite Investition in Weltaktien zu sein, hat er in Wahrheit doch ein starkes Übergewicht auf amerikanischen Big Tech Aktien.

Achte auf Diversifikation der ETF in Deinem Depot

Diese Übermacht der amerikanischen Plattformökonomie ist in Zeiten steigender Kurse der Tech-Aktien eine gute Idee. Aber diese Zeiten dauern nicht ewig an, wie der das Jahr 2022 zeigt. Daher empfehle ich Dir, auf eine breitere Ausgewogenheit im Depot zu achten und das Übergewicht auf den USA und Technologietiteln zu reduzieren, indem Du mehrere ETF kaufst. Denn wenn Geld aus der einen Region und Industrie abgezogen wird, fließt es meist in andere Aktienindizes oder andere Anlageklassen (auch die werden wir noch behandeln).

Worin genau Du Deine weiteren ETF-Käufe tätigen wirst, hängt natürlich von Deinen Interessen und Deiner Vorstellung von der Zukunft ab: Welche Region, welche Technologie, welches Zukunftsthema wird aus Deiner Sicht erfolgreich sein? Achte bei Deinen Investitionen darauf, Klumpenbildung in einzelne Länder, Branchen, Firmen zu vermeiden. Plane Deine Investitionen strategisch und lies selbstverständlich vor jeder Auswahl eines ETF das Factsheet ganz genau. Im Folgenden gebe ich Dir einige Ideen, wie Du aus dem großen ETF-Universum weitere Anlageideen finden, durchdenken und umsetzen kannst.

Einige Aktiengruppen, die Dein ETF-Portfolio diversifizieren

Amerikanische Aktien (v.a. Technologietitel) sind meist bereits sehr teuer, wohingegen die europäische „Old Economy“ günstigere Bewertungen aufweist. Das gilt auch für unseren Heimatmarkt in Deutschland. Der Euro Stoxx 50 enthält die 50 größten Aktien des Euro-Währungsgebiets, darunter auch viele aus dem DAX.

Mit einer Investition in chinesische Firmen winken Dir zwar große Renditechancen aufgrund des großen Markts, aber leider auch hohe politische Risiken, die bereits in der Vergangenheit Geschäftsmodelle zerstört haben. Emerging Markets (z.B. Asien ohne China) bieten auch große Wachstumschancen mit geringeren politischen Unwägbarkeiten. Es gibt ETF auch für einzelne Länder oder Regionen, z.B. Vietnam oder East Europe.

Momentum-Aktie bezeichnet Werte, die in der jüngeren Vergangenheit ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. Demgegenüber stehen Value-Aktien, deren Börsenwert günstiger bewertet ist als die Summe ihrer Vermögenswerte. Quality-Aktien weisen eine stabile Gewinnerwartung auf. Minimum-Volatility-Aktien weisen im Vergleich zum Gesamtmarkt eine geringere Kursschwankung auf. Für alle diese Anlagestrategien gibt es ETF, die meist eine Untermenge aus den großen Aktienindizes sind und deren Klumpen erben können.

Sehr häufig anzutreffen ist die Auswahl von Firmen nach Grundsätzen von Umweltschutz, sozialen Aspekten und der verantwortungsvollen Unternehmensführung. Diese ETF tragen das Kürzel ESG im Namen, sortieren aber nur die größten Sünder aus. Noch strenger sind SRI-ETF, wobei SRI für Socially Responsible Investment, also das sozial verantwortungsvolle Anlegen, steht.

Firmen, die über 25 Jahre ihre jährlichen Dividenden erhöht haben, nennt man Dividendenaristokraten. Diese Firmen kommen meist aus der bodenständigen Industrie. Es gibt ETFs mit bis zu knapp 5% Dividendenrendite pro Jahr, die Dir neben der langfristigen Wertsteigerung ein nettes passives Einkommen bescheren. Aber beachte, dass die ETF auch hier meist ein großes Gewicht auf den USA haben.

Dein ETF-Portfolio trägt Deine Idee der Zukunft

Egal, ob Du an den Durchbruch von Quantencomputern oder fliegenden Autos glaubst, Du in unserer zukünftigen Ernährung oder Wasserversorgung großes Wachstum vermutest, dem Krebs den Kampf ansagen oder Plastik bekämpfen willst: für jeden dieser Trends wirst Du ETF finden. Trau Dich (ggfs. mit einem kleinen Betrag) und schau, ob Deine Wette aufgeht.

Im nächsten Beitrag werden wir einen Praxisblick auf verfügbare ETF zu den oben genannten Ideen werfen und einen Vorschlag für eine prozentuale Verteilung anschauen.


Alle Ideen wurden beispielhaft erwähnt und sind keine Anlageempfehlungen. Hinweis auf potentielle Interessenkonflikte: Karina hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels Aktien und Finanzprodukte von fast allen besprochenen Ideen.


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