Wann du einfach Vorzugsaktien statt Stammaktien wählst

Vorzugsaktien und Stammaktien unterscheiden sich im Stimmrecht und in der Höhe der Dividende. Lohnt es sich, den Vorteil höherer Dividenden zu nutzen, dabei aber auf Stimmrecht zu verzichten?

Derzeit ist die wunderbare Jahreszeit der regelmäßigen Dividendenzahlungen. Herrlich, wie sich das Konto von selbst füllt, weil dir als Besitzer von normalen Aktien, Stamm- oder Vorzugsaktien Beteiligungen am Unternehmensgewinn ausgeschüttet werden. Das Geld auf deinem prall gefüllten Verrechnungskonto willst du jetzt sicher gleich wieder in Dividendenzahler investieren, um dir auch in den Folgejahren Dividenden zu sichern und vom Zinseszinseffekt zu profitieren.

Vor dem Kauf stehst du bei einigen Unternehmen aber vor der Wahl zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien, denn manch eine deutsche Aktiengesellschaft bietet dir zwei verschiedene Aktienarten zum Kauf an. In diesem Artikel behandele ich die Unterschiede zwischen diesen beiden Aktienarten. Was sind Stammaktien? Bieten die Vorzüge von Vorzugsaktien dir auch wirklich Vorteile? Für welche der beiden Aktienarten solltest du dich entscheiden?

Als Aktionär bist du Anteilseigner eines Unternehmens

Die Aktie ist ein Wertpapier, durch dessen Kauf du einen kleinen Anteil an einem Unternehmen erwirbst. Als Anteilseigner wirst du zum Unternehmer mit Rechten und Pflichten: du darfst an der jährlichen Hauptversammlung teilnehmen, dort dein Stimmrecht ausüben und Auskünfte vom Unternehmen verlangen. Manche Unternehmen beteiligen ihre Aktionäre am Unternehmenserfolg, indem sie jährlich Dividenden ausschütten.

Aber gelten die Rechte für jede Aktie? Nein! Die genannten Rechte und die Höhe der Dividende sind von der Aktienart abhängig. Bei den meisten Aktiengesellschaften spielt die Aktienart keine Rolle, denn sie geben nur eine Aktienart aus. Dieser Normalfall ist die Stammaktie, mit der dir als Besitzer die normalen Aktionärsrechte gemäß Aktiengesetz gewährt werden. Aber zu den Stammaktien stehst du manchmal auch vor der Wahl, Vorzugsaktien zu kaufen. Worin unterscheiden sich diese beiden Aktienarten, welche Vorteile oder Nachteile bringen sie dir?

Vorzugsaktien verzichten auf das Stimmrecht…

Die meisten von uns Privatanlegern nehmen ihr Stimmrecht nicht wahr. Wir gehen weder selbst auf die Hauptversammlung, noch beauftragen wir jemanden, zum Beispiel die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), mit der Ausübung unserer Stimmrechte. Schade eigentlich, denn durch unsere Stimme können wir Einfluss auf die künftige Strategie der Firma nehmen.

Wenn du auch weiterhin vorsätzlich auf die Ausübung deiner Stimmrechte verzichten wirst, dann schlage doch einfach Profit daraus! Dafür gibt es Vorzugsaktien. Im Gegensatz zu Stammaktien haben Vorzugsaktien kein Stimmrecht. Als Käufer einer Vorzugsaktie darfst du zwar an der Hauptversammlung teilnehmen, dort aber keine Stimme ausüben. Dafür aber bieten sie dir einen großen Vorteil.

… zahlen dafür aber mehr Dividende

Für den Verzicht auf das Stimmrecht steht Dir aber eine höhere Dividende zu! Außerdem wird die Dividende in Zeiten knapper Unternehmensgewinne bevorzugt an die Vorzugsaktionäre gezahlt.

Die höheren Dividendenzahlungen sind also der Vorteil für dich. Was aber ist der Vorteil für die Unternehmen? Die Ausgabe von Vorzügen wird von Familienunternehmen geschätzt, um zwar Kapital von Aktionären einzusammeln, aber die Entscheidungsgewalt in der Familie zu halten. Jedoch dürfen Vorzugsaktien nur 50% des Grundkapitals ausmachen.

Wie unterscheiden sich Stammaktien und Vorzugsaktien in der Praxis?

Wann Du auf das Stimmrecht verzichten kannst…

Stamm- und Vorzugsaktien repräsentieren zwar die gleichen Anteile an einem Unternehmen, werden aber zu verschiedenen Aktienkursen gehandelt. Beide Aktientypen haben gleiche Rechte im Fall von Aktiensplits und bei der Ausgabe neuer Aktien. Jeder Aktientyp hat eine eigene Wertpapierkennnummer. Im Namen erkennst Du die Stammaktien an der Abkürzung ‚St‘; die Vorzugsaktien an ‚Vz‘.

In die Aktienindizes werden meist die Vorzugsaktien aufgenommen. Henkel, Sartorius, Porsche Automobil, Volkswagen: diese Unternehmen sind mit ihren Vorzügen im DAX vertreten.

… und wann das Stimmrecht der Stammaktien relevant ist

In ruhigen Unternehmensphasen laufen die Aktienkurse beider Aktienarten parallel. Das Stimmrecht der Stammaktien kann sich aber in entscheidenden Unternehmensphasen, zum Beispiel vor anstehenden Übernahmen, auszahlen. Investoren zahlen dann für Stammaktien deutlich mehr, um sich Mitsprache und Entscheidungsgewalt zu sichern. Der Kurs der stimmrechtslosen Vorzugsaktien kann dann zumindest zeitweise deutlich unter dem der Stammaktien liegen.

Fazit: Stamm- oder Vorzugsaktien wählen?

Entscheide Dich also, welches Ziel du mit deinem Investment in ein Unternehmen verfolgst: Wenn du ein rein finanzielles Interesse hegst, von hohen Dividenden profitieren möchtest und für dein gewähltes Unternehmen eine ruhige Zukunft voraussiehst, dann wähle die Vorzugsaktien. Für dich als Kleinanleger kann das die bessere Wahl sein.

Wenn du aber Wert auf Entscheidungsgewalt legst um die Zukunft des Unternehmens mitzubestimmen, oder große Gerichtsverfahren und Übernahmepotential voraussiehst, dann greife zu den Stammaktien.


Börse in Pink Newsletter

Bekommst du bereits meinen Newsletter? Jeden Sonntag flattern die aktuellsten Börsennachrichten, Tipps und Tricks und Erklärungen rund um deine Geldanlage in deinen elektronischen Posteingang.


Die genannten Aktiengesellschaften werden beispielhaft erwähnt und stellen keine Anlageempfehlung dar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.