Das weißt du ja schon: ETFs (Exchange Traded Funds) bieten eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, um breit gestreut und aufwandsarm in den Aktienmarkt zu investieren. In diesem Beitrag nun werfe ich einen Blick hinter die Kulissen, wie ein ETF Aktien kauft: Was passiert eigentlich im Hintergrund, wenn du einen ETF-Anteil kaufen möchtest? Wie kommt der ETF dazu, tatsächlich genau die Aktien zu kaufen, die er abbildet? Und welche Akteure spielen bei diesem Prozess eine Rolle?

Das erfährst du in diesem Beitrag:
Der Weg eines ETF-Anteils von der Order bis an die Börse
Der erste Schritt: Du gibst deine Order beim Broker ein
Der Prozess, wie ein ETF Aktien kauft, beginnt, wenn du eine Kauforder für einen ETF-Anteil bei deinem Online-Broker aufgibst. Du suchst den gewünschten ETF in der Suchmaske deines Brokers, gibst die Order ein und bestätigst den Kauf. In diesem Moment nimmt dein Broker deine Order entgegen und leitet sie an die Börse weiter.
Deine Order enthält Details wie die Anzahl der Anteile, die du kaufen möchtest, und den maximalen Preis, den du bereit bist zu zahlen. Klar: die Börse ist der zentrale Marktplatz, an dem Käufer und Verkäufer zusammenkommen. Nun lass uns schauen, was hinter den Kulissen passiert.
Die Rolle der Market Maker an der Börse
An der Börse kommen sogenannte Market Maker ins Spiel. Das sind spezialisierte Händler, die dafür sorgen, dass jederzeit genügend ETF-Anteile verfügbar sind, um die Nachfrage zu bedienen. Sie stehen als dritte Partei zwischen Käufer und Verkäufer: Sie kaufen die Wertpapiere der Verkäufer auf eigene Rechnung, um diese mit einem kleinen Preisaufschlag an die Käufer weiterzugeben. Sie sind der unsichtbare sogenannte zentrale Kontrahent.
Die Aufgabe der Market Maker ist es, Liquidität bereitzustellen. Liquidität bedeutet, wie viele Aktien oder ETF-Anteile an einem Handelsplatz verfügbar sind. Für dich hat hohe Liquidität den Vorteil, dass du schnell Anteile kaufen oder verkaufen kannst und der Preisaufschlag des Market Makers („Spread“) gering ist.
Market Maker halten in ihrer Funktion einen Bestand an ETF-Anteilen auf Lager, die sie bereits von einem Verkäufer angekauft haben. Wenn sie einmal mehr Anteile benötigen, als sie vorrätig haben, wenden sie sich an den ETF-Anbieter. Genau hier beginnt der eigentliche Prozess, durch den ein ETF die Aktien kauft, die er abbildet.
Über Aktien, ETF und ihr Zusammenspiel an der Börse schreibe ich jeden Sonntag in meinem Newsletter. In nur 5 Minuten wirst du unterhaltsam börsenschlau.
So geht’s genau: wie ein ETF Aktien kauft
Wenn einmal alle Anteile eines ETF beim Market Maker vergriffen ist, aber weitere Nachfrage nach ETF-Anteilen besteht, muss der ETF-Anbieter neue Anteile ausgeben. Indem du einen ETF-Anteil kaufst, kaufst du dir ja einen Anteil an einem Topf, in dem die im zugrundeliegenden Index enthaltenen Aktien stecken. Wenn also mehr Anteile am Topf verkauft werden, muss der Topf vergrößert werden, und alle darin enthaltenen Aktien anteilig hinzugekauft werden.
Dieser Vorgang wird als „Creation“ bezeichnet. Lass uns die Creation für physisch replizierende ETF anschauen, also solche, die die Aktien ihres nachgebildeten Aktienkorbs auch tatsächlich besitzen.
Exkurs: Lies hier weiter, wenn du mehr über Replikationsmethoden erfahren willst
Physische (vollständige) Replikation
Hier kauft der ETF tatsächlich alle Aktien des Index in der gleichen Gewichtung. Für einen DAX-ETF bedeutet das, dass alle 40 DAX-Werte im Fonds enthalten sind. Diese Methode ist besonders präzise, kann aber bei großen Indizes wie dem MSCI World, der Tausende von Aktien umfasst, teuer und aufwendig sein.
Optimierte Replikation
Statt alle Werte zu kaufen, konzentriert sich der ETF-Anbieter auf eine Auswahl, die den Index möglichst genau abbildet. Dies reduziert Handelskosten, da nicht alle Aktien erworben werden müssen. Diese Methode wird oft bei großen Indizes angewandt.
Synthetische Replikation
Bei dieser Methode hält der ETF die Indexwerte nicht direkt. Stattdessen schließt der Anbieter sogenannte Swaps (Tauschgeschäfte) mit Banken ab. Die Bank verpflichtet sich, die Rendite des Index zu zahlen, während der ETF andere Sicherheiten hält. Synthetische ETFs sind oft günstiger, bergen aber ein Kontrahentenrisiko, das durch strenge Regulierungen begrenzt wird.
Der Kreislauf von Wertpapieren und Anteilen
- Erstellung des „Rezepts“: Jeden Morgen versendet der ETF-Anbieter – zum Beispiel BlackRock oder Vanguard – ein Dokument an die Market Maker. Dieses „Rezept“ gibt genau vor, welche Aktien in welchen Anteilen in den ETF fließen sollen. Er wählt den Market Maker, weil der ja alle Aktien bereits besitzt, und auch der Kontrahent für den Käufer ist, siehe oben.
- Der Austausch von Aktien und ETF-Anteilen: Wenn der ETF-Anbieter nun weitere Anteile ausgeben muss, holt er sich vom Market Maker genau den Korb mit den entsprechenden Aktien des Rezepts. Im Gegenzug erhält der Market Maker neu erstellte ETF-Anteile.
- Verteilung der Anteile: Und schon verkauft der Market Maker die neu geschaffenen ETF-Anteile an den Käufer.
Hier wird der Prozess wie ein ETF Aktien kauft noch weiter im Detail erklärt.
Besonderheit: Das „Sondervermögen“
Die Aktien, die in den ETF eingehen, fließen aber nicht direkt zum Anbieter, sondern werden bei einer Bank als Sondervermögen hinterlegt. Das bedeutet, dass sie bei einer Insolvenz des Anbieters geschützt sind – ein wichtiger Sicherheitsmechanismus für Anleger.
Rolle der „Redemption“
Natürlich gibt es den Creation-Prozess auch umgekehrt: das ist die „Redemption“. Wenn Anleger in großer Zahl ETF-Anteile verkaufen, nimmt der Market Maker diese zurück und übergibt sie dem Anbieter. Im Gegenzug erhält er die entsprechenden Aktienkörbe zurück. So bleibt der ETF stets korrekt abgebildet.
Yeah! Nun weißt du, wie ein ETF Aktien kauft: Er braucht den Market Maker dazu. Wenn bei dir die Theorie über ETF und Aktien schon sitzt, du aber an der Praxis hängst, dann komme in einen meiner Kurse! Für jedes Wissenslevel habe ich etwas – schau in meinem modularen Kursprogramm rein!