Wie thesaurierende ETF versteuert werden (2025)

Thesaurierende ETF reinvestieren die Dividendenerträge in sich selbst. Aber wie genau funktioniert das und wie werden die thesaurierenden ETF versteuert?

Mit börsengehandelte Indexfonds, sogenannten ETF, kannst du ganz bequem mit nur einem Finanzprodukt von einer breiten Marktentwicklung profitieren. ETF streuen dein Investmentrisiko über mehrere Aktien, sind kostengünstig, insolvenzgesichert und täglich an der Börse handelbar. Bei der Verwendung der Dividenden kannst du zwischen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF wählen. In diesem Beitrag werde ich dir die Unterschiede erklären.

Börsengehandelte Indexfonds (ETF) ganz kurz erklärt

Alles beginnt mit einem Aktienindex, also der thematischen Zusammenstellung von verschiedenen Aktien zu einem Korb. Die Kurse der im Korb enthaltenen Aktiengesellschaften werden zu einem gesammelten Kurs zusammengefasst. Dieser Kurs des Aktienindex wird laufend automatisch berechnet. So ergibt sich zum Beispiel der Kurs des DAX, des größten deutschen Aktienindex.

Ein ETF ist nichts anderes als ein Finanzprodukt, das in alle Aktien in diesem Korb auf einmal investiert. Du handelst also nur einmal, kaufst nur ein einziges Wertpapier, und bekommst dafür viele Aktienanteile auf einmal.

Wie ein ETF einen Aktienindex abbildet

Das Geld, das alle Kunden in diesen ETF investieren wollen, sammelt sich im Fondsvolumen. Je größer das Fondsvolumen, als desto sicherer gilt der ETF, bestenfalls mehr als 100 Millionen Euro. Das Fondsvolumen ist übrigens Sondervermögen und somit vor der Insolvenz des Emittenten geschützt. Das macht den ETF für dich sehr sicher.

Der ETF entsteht, indem der Emittent das Fondsvolumen in genau die Aktien investiert, die im zugrunde liegenden Aktienindex enthalten sind, und zwar in genau der gleichen Gewichtung wie im Index.

Damit der ETF für Kleinanleger attraktiv wird, wird das investierte Fondsvolumen in Anteile geteilt, die du täglich an der Börse kaufen oder verkaufen kannst. Der Kurs eines ETF ist schlichtweg der Preis, den du für einen Anteil zahlen musst. Wenn du in einen ETF investierst, erhöhst du das Fondsvolumen und erhältst Anteile an allen Aktien im Aktienindex.

Manche Aktiengesellschaft schüttet einen Teil ihrer Unternehmensgewinne in Form von Dividenden an ihre Aktionäre aus. Was also macht ein ETF mit den Dividenden? Bei der Auswahl des ETF kannst du dich entscheiden zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETF.

So werden Dividenden in ausschüttenden ETF verwendet und versteuert

Ausschüttende ETF leiten die Dividenden an dich weiter, du bekommst diese automatisch auf dein Verrechnungskonto ausgezahlt. Wie auch bei Dividendenzahlungen von Einzelaktien üblich, führt deine Depotbank die Abgeltungssteuer (und ggfs. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) auf diese Gewinne automatisch an das Finanzamt ab, sobald dein Sparerfreibetrag überschritten wurde.

So weit, so trivial. Wie aber wirken Dividendenzahlungen in thesaurierenden ETF, die eine Reinvestition der Dividenden versprechen? Und wie werden deren Gewinne versteuert?


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Über thesaurierende ETF und ihre Versteuerung lernst du in diesem Beitrag. Noch viel mehr über die Börse erfährst du jeden Sonntag in meinem Newsletter. In 5 Minuten wirst du börsenschlau!


So werden thesaurierende ETF versteuert

Wie reinvestieren thesaurierende ETF?

Thesaurierende Fonds lassen die Dividendenerträge immer wieder in das Fondsvolumen zurückfließen. Du erhältst also nicht mehr Anteile am ETF, sondern das Fondsvolumen erhöht sich durch die Dividenden, sodass deine Anteile mehr wert werden. Dies passiert automatisch, du siehst das Geld nie auf deinem Verrechnungskonto.

Aber wenn du die Gewinne nicht direkt bekommst, zahlst du dann auch keine Steuern darauf?

Oh doch!

Wie werden thesaurierende ETF versteuert?

Die eingängigste Lösung wäre, die Abgeltungssteuer erst dann zu erheben, wenn du den thesaurierenden ETF verkaufst. Denn während der Haltedauer erhöht sich hoffentlich das Fondsvolumen durch Kursgewinne und den Rückfluss der Dividenden, folglich steigt auch der Wert deiner Anteile. Der Fiskus könnte einfach beim Verkauf die Gewinne versteuern. In diesem Fall aber würde sich deine Steuerschuld über viele Jahre hinauszögern.

Der Gesetzgeber hat entschieden, lieber jährlich eine Steuer einzubehalten. Für die Ermittlung dieser Steuer wird eine fiktive Wertsteigerung deines ETF unterstellt, der sogenannte Basisertrag. Der Basisertrag wird unabhängig von der tatsächlichen Wertentwicklung des Fonds berechnet. Sollte dein tatsächlicher Wertzuwachs unter diesem Basisertrag liegen, musst du trotzdem den fiktiven Basisertrag versteuern. Das heißt: du zahlst Steuern auf Kursgewinne, die weder eingetreten sind, noch die du realisiert hast!

Und folglich musst du, um thesaurierende ETF versteuert zu haben, jetzt schon dein Verrechnungskonto füttern, um deine Steuerschuld zahlen zu können. Weiter unten gebe ich dir die Details und ein Rechenbeispiel, hier schon einmal die Faustregel.

Plane 125 Euro für die Steuer pro 10.000 Euro Fondswert deines thesaurierenden ETF

Werden thesaurierende ETF also doppelt besteuert?

Du hast während der Haltedauer deines thesaurierenden ETF bereits Steuern auf die Wertsteigerung gezahlt. Das erlöst dich allerdings nicht von der Abgeltungssteuer, die auf die später tatsächlich realisierten Gewinne beim Verkauf erhoben werden. Aber zahlst du dann nicht doppelt Steuern?

Nein! Denn damit es für den Anleger zu keiner Doppelbesteuerung kommt, wird die Vorabpauschale beim tatsächlichen Verkauf vom Gewinn abgezogen.

Thesaurierende ETF versteuert: so funktioniert’s in der Praxis

So berechnet sich die Steuer auf thesaurierende ETF

Ich zeige dir die Berechnung der Steuer an einem Beispiel. Nehmen wir an, du würdest einen thesaurierenden Aktien-ETF besitzen, der zum Jahresanfang 10.000 Euro wert ist.

  • Schritt 1: Es wird ein fiktiver Basisertrag ermittelt. Dazu wird der Fondswert zum Jahresbeginn mit einem Basiszins und einem Pauschalfaktor (70 %) multipliziert. Beide werden vom Gesetzgeber festgelegt, wobei sich der Basiszins am aktuellen risikolosen Zins orientiert. Er beträgt für 2024: 2,29 %

Basisertrag = 10.000 Euro * 2,29 % * 70 % = 160,30 Euro

  • Schritt 2: Ermittlung der tatsächlichen Wertsteigerung aus dem Fondswert zum Jahresende abzüglich dem Fondswert am Jahresanfang. Nehmen wir an, dieser Buchgewinn betrüge 100 Euro. Ist er kleiner als der Basisertrag, wird nur die tatsächliche Wertsteigerung zur weiteren Steuerermittlung verwendet.

Begrenzung der Wertsteigerung auf die tatsächliche Wertsteigerung, da sie geringer ist als der Basisertrag = 100,00 Euro

  • Schritt 3: Berücksichtigung der steuerlichen Teilfreistellung: Wenn dein ETF mehr als 50 % Aktien enthält, dann hat der Gesetzgeber definiert, dass du nur 70 % davon zu versteuern hast. Die anderen 30 % sind bereits als Körperschaftssteuer durch den ETF entrichtet worden.

Vorabpauschale = 100,00 Euro * 70 % = 70,00 Euro

  • Schritt 4: Nun wird die Vorabpauschale versteuert: mit 25 % Abgeltungssteuer, darauf Solidaritätszuschlag und ggfs. Kirchensteuer.

Steuerschuld = 70,00 Euro * 25 % = 17,50 Euro zzgl. 0,96 Euro Soli

Übrigens gilt die jährliche Versteuerung von fiktiven Gewinnen auch für ausschüttende ETF! In der Praxis ist das jedoch nicht relevant, denn die Ausschüttungen mindern die Steuerlast des Basisertrags.

In diesem Artikel bei justetf.com findest du tiefgreifendere Erklärungen und Rechenbeispiele.

Thesaurierende ETF versteuert in Praxisbeispielen

Ein ganz normaler thesaurierender ETF auf den MSCI World hat in 2024 circa 27 % Wertsteigerung gehabt. Ich habe deine Steuerschuld basierend auf diesen 27 % beispielhaft für einige Werte berechnet, damit du dir ein Bild von der Höhe der Steuern machen kannst.

Wert am Jahresanfang1.000 Euro3.000 Euro5.000 Euro7.500 Euro10.000 Euro
Wert zum Jahresende1.270 Euro 3.810 Euro6.350 Euro9.525 Euro12.700 Euro
Tatsächlicher Ertrag270 Euro810 Euro1.350 Euro2.025 Euro2.700 Euro
Berechneter
Basisertrag
16,03 Euro48,09 Euro80,15 Euro120,23 Euro160,30 Euro
Herangezogen wird16,03 Euro48,09 Euro80,15 Euro120,23 Euro160,30 Euro
Vorab-pauschale11,22 Euro33,66 Euro 56,11 Euro84,16 Euro112,21 Euro
Abgeltungs-steuer2,81 Euro8,42 Euro14,03 Euro21,04 Euro28,05 Euro
Soli0,15 Euro0,46 Euro0,77 Euro1,16 Euro1,54 Euro
Summe2,96 Euro8,88 Euro14,80 Euro22,20 Euro29,60 Euro
zzgl. ggfs. Kirchensteuer
8 %/ 9 %
0,22/ 0,25 Euro0,67/ 0,76 Euro1,12/ 1,26 Euro1,68/ 1,86 Euro2,24/ 2,52 Euro

Fazit: wie thesaurierende ETF versteuert werden musst du wissen!

Denn dein Verrechnungskonto muss gefüllt sein, damit die Bank die Steuern an das Finanzamt abführen kann. Drum herum kommst du nur, wenn du mit deiner Steuersumme für alle thesaurierenden ETF unter dem Freibetrag i.H.v. 1.000 Euro (allein)/ 2.000 Euro (als Paar) liegst und einen Freistellungsauftrag eingerichtet hast.

Dann nämlich reduziert die Steuer schon am Jahresanfang deinen Freistellungsauftrag, ohne dass Geld an das Finanzamt fließt. Mit dem großen Vorteil, dass das Gesetz wie thesaurierende ETF versteuert werden deine Steuerschuld bei einem späteren Verkauf in der Zukunft schon heute reduziert. Und zwar innerhalb deines Freibetrags, yeah!


Über ETF gibt es viel zu wissen, wie thesaurierende ETF versteuert werden ist nur ein kleines Thema darin. Wenn du Begleitung auf Deinem Weg suchst, dir ein ausgewogenes Portfolio aus ETF zusammenzustellen, dann nimm an meiner Masterclass Geldanlage teil. In einem weiteren Beitrag habe ich die 27 häufigsten Fragen zu ETF beantwortet.


Wie immer bei Börse in Pink ist dieser Beitrag „Wie thesaurierende ETF versteuert werden“ weder eine Anlageempfehlung noch ersetzt er eine Steuerberatung.

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