Das Generationenkapital sichert ab 2036 die Rente, oder?

Das Generationenkapital soll die Rente durch die Macht der Kapitalmärkte unterstützen. Mit welcher Anlagestrategie kann das funktionieren?

Leise und fast unbemerkt hat sich in dieser Woche eine Revolution ereignet. Mit dem Rentenpaket II wird Deutschland erstmals die Finanzierung der Rentenzahlungen nicht mehr nur den Beitragszahlern auflasten, sondern zusätzlich die Macht der Kapitalmärkte ausnutzen. Was wir Kleinanleger längst verstanden haben und uns andere Länder erfolgreich vorleben, wird mit dem Generationenkapital nun auch in Deutschland in einem ersten kleinen Schrittchen eingeführt. Immerhin!

So funktioniert die Rente heute (und zu 98 % auch in Zukunft)

Die gesetzliche Rente ist ein Generationenvertrag

Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist ein Generationenvertrag: Deine heutigen Beiträge fließen direkt an die heutigen Rentner. Du erwirbst mit Deinen Beiträgen zwar Ansprüche für Deine künftige Rente. Aber durch die Umverteilung von den Erwerbstätigen zu den Rentnern in der Gegenwart erfolgt kein Ansparen eines Kapitalstocks, von dem Du in Zukunft zehren könntest.

Deine eingezahlten Beiträge sind für Dich also erstmal verloren. Für Deine eigene Alterssicherung musst Du darauf vertrauen, dass künftige Gesetze Deine gesammelten Rentenansprüche in ein auskömmliches Rentenniveau übersetzen werden.

Eines ist sicher: die Rente ist es nicht!

Im Rentenpaket II wurde das Rentenniveau auf 48 % festgeschrieben. Aber weder an den bisher geltenden Regeln zum Renteneintrittsalter, noch an der Zahl der Anspruchsberechtigten oder Beitragszahlern, noch an der Mütterrente oder der Rente mit 63 gab es Änderungen. Offensichtlich kann das nicht funktionieren, denn die Zahl der Beitragsempfänger wird steigen, wobei die Zahl der Beitragszahler sinkt. Ein Wunder muss also her, denn woher soll das ganze Geld sonst kommen?

Bereits heute gibt die Rentenversicherung knapp 400 Milliarden Euro aus. Und bereits heute reichen die aktuellen Beiträge nicht aus, sondern es werden 110 Milliarden aus dem Bundeshaushalt beigesteuert. Diese 110 Milliarden, knapp ein Viertel (!) des Bundeshaushalts, werden aus Steuermitteln finanziert, ohne dass der einzelne Steuerzahler dafür Rentenansprüche erwerben würde.

Wie das Generationenkapital die Rente sichern soll

Das Wunder geschehe: Geld drucken mit dem Generationenkapital

Jetzt wird der Finanzierung für die Rentenversicherung, zusätzlich zu den Beiträgen und den Steuerzuschüssen, mit dem Generationenkapital eine dritte Säule hinzugefügt. Das funktioniert ganz ähnlich wie ich privat für mein Alter vorsorge: Indem ich mein Vermögen mit Sparplänen an der Börse anlege, auf positive Renditen hoffe und mir in einigen Jahren die Erträge auszahlen lasse.

Aber es gibt einen großen Unterschied zu meiner privaten Altersvorsorge: für das Generationenkapital werden Schulden aufgenommen, die an der Börse investiert werden. Was für Kleinanleger undenkbar ist, ist für Deutschland ein attraktives Finanzierungsmodell. Denn Deutschland hat eine gute Bonität, sodass es nur geringe Zinsen für seine Staatsanleihen zahlen muss. Die Differenz zwischen der Rendite und den Schuldzinsen ist dann das gelddruckende Wunder.

Kann das Generationenkapital die Erwartungen erfüllen?

2024 sollen 12 Milliarden Euro Schulden aufgenommen werden, um diese an der Börse zu investieren. Dieser Beitrag soll jährlich um 3 % steigen, zusätzlich werden Eigenmittel des Bundes einfließen, sodass das Generationenkapital auf 200 Milliarden Euro anwachsen soll. Es wird mit langfristig erreichbaren 6 % bis 8 % Rendite pro Jahr gerechnet, wovon 3 % für die Schuldzinsen der Staatsanleihen abgezogen werden müssen.

Ab 2036 könnte das Generationenkapital dann 10 Milliarden Euro jährliche Erträge abwerfen, die als Ausschüttung an die Rentenversicherung fließen. Dabei werden nur die Erträge ausgeschüttet. Über die Ausschüttung hinausgehende Überschüsse bleiben investiert. In Jahren mit negativer Rendite wird nichts ausgeschüttet, um den Kapitalstock konstant zu halten.

Die Rente ist sicher
Das Generationenkapital sichert die Rente

Auf diese Anlagestrategie setzt das Generationenkapital

Der KENFO gibt uns Einblicke in die künftige Anlagestrategie

Kurzfristig wird der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) das Generationenkapital verwalten. Später soll eine unabhängige, öffentlich-rechtliche Stiftung einen dauerhaften Fonds professionell verwalten und das Kapital global anlegen. Wir können schon heute einen Blick in die Investmentstrategie des KENFO werfen, die sicher ein Vorbild für die Anlagestrategie des Generationenkapitals ist.

Der KENFO investiert seine 24 Milliarden Euro renditeorientiert und nachhaltig mit einem langfristigen Anlagehorizont. 35 % davon gehen global in Aktien, wovon die Top 3 Taiwan Semiconductor, Samsung Electronics und Microsoft waren (Stand Ende 2022). Weitere 35 % stecken zum Großteil in risikotragenden Anleihen von Schwellenländern, nur ein kleiner Teil in risikoarmen Staatsanleihen. Weitere 30 % gehen in illiquide Anlagen. Das sind Investitionen, die nicht an der Börse gehandelt werden, also Firmenbeteiligungen, private Darlehen, Infrastruktur- sowie Immobilieninvestitionen.

Wie werden die Schulden für das Generationenkapital zurückgezahlt?

Was passiert mit den 200 Milliarden Euro Schulden, die für das Generationenkapital am Finanzmarkt aufgenommen werden, indem Staatsanleihen ausgegeben werden? Kurz gesagt: nichts. Eine Rückzahlung der Schulden ist derzeit nicht vorgesehen.

Diesen Vorteil hat der Staat gegenüber einem privaten Schuldner: wenn eine Anleihe fällig ist, kann sie durch eine neue abgelöst werden. Es erfolgt also nur eine Umschichtung durch Ausgabe einer neuen Staatsanleihe, mit deren Einnahmen die alten Anleihen ausbezahlt werden. Mit etwas Glück können die neuen Staatsanleihen sogar mit geringeren Zinsen ausgegeben werden, was die Rendite des Generationenkapitals steigern würde.

Was bringt mir das Generationenkapital?

Was hat das Generationenkapital mit mir zu tun?

Du musst nichts tun und Du kannst nichts tun. Du musst keine Einwilligung geben oder selbst aktiv werden. Das Generationenkapital wird Deine Rentenbeiträge in der Gegenwart nicht steigen lassen. In der Zukunft wird es hoffentlich der Steigerung Deiner Rentenbeiträge entgegenwirken, die ohne es nötig wären.

Du kannst aber auch nicht selbst in den Fonds einzahlen, wie das in anderen Ländern möglich ist, um vom aktiven Fondsmanagement zu profitieren oder weitere Rentenansprüche zu erwerben. Denn das Generationenkapital ist kein Staatsfonds!

Ich verlasse mit trotzdem nicht auf die gesetzliche Rente

Und trotzdem verlasse ich mich bei meiner Altersvorsorge nicht auf die gesetzliche Rente. Meine private Altersvorsorge besteht aus meinem Depot, mit dem ich in Aktien, ETF, Rohstoffe und Kryptowährungen investiert habe, sowie aus Beiträgen zum Pensionsfonds meines Arbeitgebers.

Auch Du solltest unbedingt privat für Dein Alter vorsorgen. Bereits kleine Beträge wachsen über viele Jahre mit dem Zinseszinseffekt zu einem stattlichen finanziellen Polster an. Gestalte Deine finanzielle Zukunft unbedingt selbst und verlasse Dich nicht (nur) auf die künftige Politik!  

Mein Fazit

Im Vergleich zu der bereits heute bestehenden Lücke in der Rentenfinanzierung, die durch 110 Milliarden Euro Steuermittel geschlossen wird, werden die 10 Milliarden Euro aus dem Generationenkapital ab 2036 also nur der Hauch eines Tröpfchens auf den heißen Stein sein.

Aber ich freue mich trotzdem darüber. Denn endlich wird die Macht der Kapitalmärkte und des Zinseszinseffekts ausgenutzt. Bei Erfolg werden die politischen Entscheider das Kapital sicher weiter aufstocken, und vielleicht entfaltet der staatliche Mut zur Aktienrente auch eine Sogwirkung auf die Kleinanleger.


Was denkst Du über die geplante Aktienrente? Scheust Du die Schuldenfinanzierung und die kurzfristigen Risiken am Kapitalmarkt? Oder bist Du von den langfristigen Renditechancen am Kapitalmarkt überzeugt? Lass es mich gern in den Kommentaren oder in den sozialen Netzwerken wissen!

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