Inflation und Zinswende – was Du jetzt beachten solltest

Inflation und Zinswende bereiten ein schwieriges Marktumfeld für die Auswahl inflationssicherer Aktien. Lerne worauf Du achten solltest.

Küchengespräche unter Freundinnen drehen sich nur selten um Inflation und Zinswende. In meiner Küche ist das anders. Einen Kaffee in der Hand sagte meine Freundin Claudi letztens, diese hohen Inflationsraten könnte sie mit Geldanlage sowieso nicht schlagen, deshalb würde sie jetzt gar nicht erst anfangen. Hat sie recht? Gibt es derzeit wirklich keinen Ausweg aus negativen Realzinsen, sodass Du einfach nur Deinen Kopf in den Sand steckst und das Inflationstierchen wüten lässt? Denn tatsächlich ist es nicht leicht, an der Börse sichere Renditen von mehr als 8% zu erwirtschaften.

Die Zinswende für Dich als Privatanleger

Die Inflation nagt an Deinem Geldbeutel und frisst Deine Kaufkraft auf. Das Ziel Deiner Geldanlage ist es also, dass Deine Rendite mindestens höher als die Inflation ist, um dem Kaufkraftverlust entgegenzuwirken. Schaffst Du dies nicht, erleidest Du negative Realzinsen. Genau davor hat Claudi Angst.

Eine Börsenweisheit gilt in jeder Marktlage: Rendite gibt es nur im Tausch gegen Risiko. Um die hohe Inflation zu schlagen, musst Du an der Börse ein höheres Risiko eingehen, um Dein Vermögen vor Wertverfall zu schützen. Geht das vielleicht auch ohne die Kapitalmärkte? Schließlich erhöhen doch die Zentralbanken die Leitzinsen, und auf Festgeld und sichere Anleihen gibt es wieder Zinsen, wo ist also das Problem?

Die Leitzinsen werden erhöht, um Dich zum Sparen zu motivieren. Du sollst nicht konsumieren, um nicht durch Nachfrage nach knappen Gütern die Preise weiter zu erhöhen. Stattdessen soll dem Markt Geldmenge entzogen werden, indem die Banken attraktive Zinsen bieten. Aber leider liegen die Zinsen weit unter der aktuellen Inflationsrate. Daran wird sich auch nichts ändern. Und damit wird Dein Geld weiter seine Kaufkraft verlieren.

Die Zinswende für Unternehmen

Also musst Du die Inflation doch an der Börse schlagen. Welche Auswirkungen hat die Zinswende auf Unternehmen, was musst Du bei Deinen Investments beachten?

Betrachte Zinsen als den Preis für Geld, um Risiken für Unternehmen zu erkennen. Unattraktiv wurden mit der Zinswende Geschäftsmodelle, die auf Wachstum durch billiges fremdes Geld gesetzt haben, um in der Zukunft profitabel zu werden. Das ist der Grund, warum vor allem Technologietitel in den letzten Monaten starke Kursverluste erlitten haben. Hier erklärt sich jetzt, warum viele große Aktienindizes in den letzten Monaten Kursverluste erlitten haben: große Technologietitel bilden einen großen Anteil in vielen (vermeintlich) breiten Aktienindizes.

Profiteure der Zinswende sind Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf teurem Geld beruht. Das könnten Banken sein, sollten diese nicht andere Probleme haben.

Achte bei Deinen Anlageentscheidungen also darauf, wie die Geschäftsmodelle der Unternehmen finanziert werden. In Deinem ETF-Portfolio solltest Du mehr denn je anhand von Factsheet-Recherche prüfen, wie hoch der Anteil von Technologietiteln ist, und solche technologielastigen ETF zugunsten einer breiteren Streuung reduzieren.

Inflation für Unternehmen

Inflation bedeutet steigende Preise über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Ausgehend von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen frisst sich die Inflation durch alle Produktionsschritte bis zu Dir als Käufer. Das Geschäftsmodell bleibt nur dann profitabel, wenn das Unternehmen die gestiegenen Einkaufspreise als höhere Preise an Dich weitergeben kann. Jetzt betrachte Dich selbst: wofür bist Du bereit, höhere Preise zu zahlen, obwohl Dein ganzes Leben teurer wird? Würdest Du Dir ein neues Auto kaufen, eine teure Handtasche, oder in Dein favorisiertes Fast Food Restaurant gehen?

Das sind sicher liebgewonnene Produkte, die Du schon lange kennst, mit denen Du Emotionen verbindest, von deren Qualität Du überzeugt bist und die Du auch nach ihrem Ausfall wieder ersetzen wirst. Es handelt sich also um starke Marken von alten, großen Unternehmen, die in jeder Marktsituation stabile Gewinne erwirtschaften, manchmal auch stabile Dividenden zahlen. Oder es handelt sich um sogenannte Burggraben-Aktien von Firmen, die allein in ihrer Marktnische sind und hohe Eintrittshürden für ihre Wettbewerber aufgebaut haben. Es gibt für Dich ETF, die solche Strategien verfolgen, zum Beispiel die Value-Strategie.

Keinen Grund, Deinen Kopf in den Sand zu stecken

Insofern, liebe Claudi: es gibt keine Alternative zur Geldanlage an der Börse! Aber achte auf starke Marken mit soliden Geschäftsmodellen, die Dir vielleicht auch eine Dividende zahlen. Immerhin haben diese schwierigen Zeiten mit Inflation und Zinswende auch einen Vorteil: Viele attraktive Unternehmen sind jetzt günstig zu haben. Für Dich als langfristig orientierte Anlegerin bieten sich jetzt attraktive Einstiegskurse.


Dieser Text war mein Beitrag zur Blogparade anlässlich der Verleihung des Finanzblog Award 2022 der comdirect.


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